Knackpunkt verkalkte Oberschenkelarterie – Kalkbrecher bereiten den Weg für die Katheterbehandlung

Katheterlabor und Bildgebung DGA/P.Himsel

Anlässlich des am Freitag beginnenden 2. Interventionskongresses der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) wird Dr. Michael Lichtenberg, Chefarzt der Klinik für Angiologie am Klinikum Arnsberg erste Studienergebnisse zur Hybrid-Atherektomie und Lithoplastie kurzstreckig verkalkter Oberschenkelarterien vorstellen. Dabei geht es vor allem um die Sicherheit der Methoden.

Die bahnbrechende Hybrid-Fräse

In der EASE Studie wurden Ergebnisse von 105 Patienten ausgewertet, die sich einer Behandlung mit einem neu entwickelten Hybrid-Atherektomie-System unterzogen hatten. Der Atherektomie-Katheter ist an seinem vorderen Ende mit einem batteriebetriebenen, rotierenden Schneideelement versehen, mit dem verkalktes Plaquematerial aus dem Gefäßinneren abgeschabt wird.

Um exzentrische Plaques zu entfernen, kann die bewegliche Klinge an der Spitze des Katheters wahlweise auch seitlich gekippt werden. Das abgelöste Gewebe gelangt mit Hilfe einer rotierenden Welle unmittelbar ins Innere des Katheters und wird durch die Drehbewegung kontinuierlich aus dem Patienten abtransportiert.

Ziel der Studie war es, zu sehen, ob die Behandlung ausreichte, um ein genügend großes Lumen in der Arterie zu schaffen ohne gefährliche Verletzungen der Arterienwand zu verursachen oder Gewebematerial und Blutgerinnsel in den Blutkreislauf zu spülen (Embolie).

Zu 80 Prozent erfolgversprechend

Bei 95 Prozent der Patienten konnte die Engstelle allein durch die Atherektomie um mindestens 50 Prozent geweitet werden. Während der Prozedur erlitten nur sechs Prozent der Patienten eine minimale Arterienverletzung oder eine klinisch nicht bedeutsame Embolie. Im ersten halben Jahr benötigten insgesamt nur 12 Prozent der Patienten einen erneuten Eingriff. Damit war die Behandlung bei etwa 80 Prozent der Patienten klinisch erfolgreich.

Stoßwellen zertrümmern Kalkplatten

In den DISRUPT PAD I und II Studien wurde an zusammen 95 Patienten ein Katheter erprobt, der Stoßwellen aussendet. Diese zertrümmern Kalkeinlagerungen in der Arterienwand, ähnlich wie bei der Behandlung von Nieren- oder Gallensteinen. Nur dass sich der Katheter innerhalb der Arterie befindet. Weichteile bleiben verschont.

In der Studie traten keine Embolien oder Perforationen auf. Nach 6 Monaten waren noch 77 Prozent der behandelten Arterien zufriedenstellend offen (über 50% des ursprünglichen Durchmessers). Nur bei drei Prozent aller Patienten war in dieser Zeit ein wiederholter Eingriff nötig.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen

„Hybrid-Atherektomie und Stoßwellen-Behandlung sind vielversprechende Behandlungsansätze. Sie müssen sich allerdings noch über einen längeren Zeitraum und bei langstreckigen Verkalkungen bewähren. Außerdem erwarten wir gespannt die zwei-jahres Ergebnisse der randomisierten DISRUPT PAD III Studie zur Behandlung mit medikamenten-beschichteten Ballons im Anschluss an die Stoßwellentherapie“, fasste PD Dr. Hans Krankenberg, wissenschaftlicher Leiter des Interventionskongresses und Leiter der Abteilung Angiologie des Gefäßzentrums im Asklepios Klinikum Harburg zusammen.

http://www.interventionskongress.de
http://www.dga-gefaessmedizin.de

Media Contact

Julia Hofmann idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer