Hautkrebs noch besser erkennen

Hautkrebs am Unterschenkel: Die Hautfelderung ist aufgehoben, die Begrenzung unregelmäßig. Braune, rötliche und fast schwarze Farbtöne stehen nebeneinander. Foto: Universitäts-Hautklinik Göttingen<br>

Die Haut ist mit fast zwei Quadratmetern das größte Organ des Körpers, deshalb ist es auch besonders anfällig für Erkrankungen. Hautkrebs ist der am häufigsten auftretende Krebs in Deutschland. Jedes Jahr erkranken 140.000 Menschen daran.

Veränderungen der Haut können überall am Körper entstehen, nicht nur an Stellen, die besonders der Sonne ausgesetzt sind. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, auffällige Hautveränderungen fachmännisch untersuchen zu lassen. Trotz gründlicher und gewissenhafter Untersuchung kann es vorkommen, dass Hautveränderungen nicht entdeckt oder falsch diagnostiziert werden.

Ein Grund dafür: Die korrekte Diagnosestellung hängt stark von der Erfahrung des untersuchenden Arztes ab. Um Hautkrebs zukünftig noch besser zu erkennen, entwickeln acht niedersächsische Partner aus Medizin und Technik ein digitales Dermatoskopiegerät. Das Gerät soll Ärzte zukünftig mit einem automatisierten Ganzkörper-Hautkrebs-Screening bei der genauen Diagnosestellung unterstützen.

Das Gemeinschaftsprojekt „Entwicklung eines digitalen Dermatoskopiegerätes mit erweitertem Diagnoseumfang für das automatisierte sequentielle Ganzkörper-Hautkrebs-Screening (HKS)“ wird für zwei Jahre mit einer Projektsumme von 1,8 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert.

Die Projektpartner im Forschungsprojekt sind: die Hautkliniken der Universitätsmedizin Göttingen und der Medizinischen Hochschule Hannover, das Institut für Informationsverarbeitung sowie das Hannoversche Zentrum für optische Technologien (HOT) der Leibniz Universität Hannover, die Hochschule Hannover sowie aus der Industrie die Firmen Lüllau Engineering GmbH, tpm taberna pro medicum GmbH und Basys GmbH aus Lüneburg.
EIN SCANNER FÜR DIE HAUT
Als erstes werden im Kooperationsprojekt die technischen und medizinischen Voraussetzungen für das automatisierte Hautkrebs-Screening geschaffen: Dazu muss eine bestimmte Fototechnik und eine automatisierte Bilderkennung entwickelt werden. Auf dieser Grundlage können die Experten gesicherte Diagnosealgorithmen bestimmen. Das bedeutet: Es werden Parameter festgelegt, die entscheiden, ob es sich bei der Hautveränderung um Hautkrebs handelt oder nicht. Der Scanvorgang sieht dann folgendermaßen aus: Um auffällige Pigmentmale auf der Haut digital zu erfassen, werden sie mit Hilfe des neuen Dermatoskopiegerätes gescannt. Dies geschieht mittels berührungsfreier digitaler Dermatoskopie. So können auch tiefer liegende Hautschichten betrachtet werden. Um die erkrankte Haut automatisch zu erkennen, ist eine spezielle Kamera eingebaut. Sie erfasst anhand der vorher gewonnenen Daten und Parameter die Bereiche auf der Haut, die in Abgrenzung zu anderen Auffälligkeiten, wie entzündlichen Läsionen, als Hautkrebs in Erscheinung treten. Die Bilddaten dieser Kamera werden an einem Rechner weitergeleitet, der diese verarbeitet. Zusätzliche Informationen sollen durch eine hochfrequente Ultraschalluntersuchung der Hautläsion in den Diagnosealgorithmus mit einfließen. Anhand dieser konturgenauen Erfassung von kleinsten Hautveränderungen wird dem Arzt auf der Grundlage gesicherter Algorithmen eine Verdachtsdiagnose vorgeschlagen. In einer klinischen Pilotstudie soll der Einsatz des neu entwickelten Gerätes getestet werden. Die Studie wird dann in den Hautkliniken der Universitätsmedizin Göttingen und der Medizinischen Hochschule Hannover stattfinden.
HAUTKREBS
Mit Hautkrebs werden verschiedene Krebserkrankungen der Haut bezeichnet. Man unterscheidet den schwarzen und den hellen Hautkrebs. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigt die Häufigkeit von Hautkrebs in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich an. Weltweit erkranken jedes Jahr ungefähr 130.000 Menschen am sogenannten malignen Melanom, dem besonders aggressiv wachsenden schwarzen Hautkrebs. Betroffen sind vor allem Menschen im mittleren Lebensalter von 45 bis 60 Jahren. Wird Hautkrebs frühzeitig erkannt, besteht auch für den schwarzen Hautkrebs eine gute Heilungschance.
WEITERE INFORMATIONEN
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Abteilung Dermatologie, Venerologie und Allergologie
Prof. Dr. Steffen Emmert und Priv.-Doz. Dr. Holger Hänßle,
Telefon 0551 / 39-6410
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
semmert@gwdg.de; haenssle@med.uni-goettingen.de

Media Contact

Stefan Weller Uni Göttingen

Weitere Informationen:

http://www.med.uni-goettingen.de

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