Erstmals wurde in Baden-Württemberg ein Herzklappenfehler über einen Leistenkatheter behoben

Bisher musste der Brustkorb eröffnet werden, wenn die Einlassklappe der linken Herzkammer (Mitralklappe) operiert werden sollte. Der Heidelberger Kardiologe, Privatdozent Dr. Wolfgang Rottbauer, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik III (Ärztl. Direktor: Prof. Dr. H. A. Katus), und sein Team haben – in Zusammenarbeit mit den Abteilungen Anästhesie und Herzchirurgie – am Herzzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg ein neues Behandlungsverfahren für die Undichte der Mitralklappe etabliert.

Dabei wird die Mitralklappenfunktion über einen Venenkatheter in der Leiste am schlagenden Herzen wiederhergestellt. Besonders Patienten, die aus verschiedenen Gründen nicht am offenen Herzen operiert werden können, profitieren von dieser neuen Methode. Sie wird nun erstmals auch in Baden-Württemberg angeboten.

Schließt die Einlassklappe der linken Hauptkammer des Herzens (Mitralklappe) nicht richtig, staut sich das Blut in die Lunge zurück, und die Patienten leiden unter Leistungsschwäche und Luftnot. Eine solche Undichte der Mitralklappe ist relativ häufig und tritt aufgrund verschiedener Erkrankungen auf, z.B. nach einem Herzinfarkt, wobei über 50 Prozent der Patienten betroffen sein können. Bei einer Operation eröffnet der Chirurg den Brustkorb entweder in seiner gesamten Länge oder minimal-invasiv. Das Herz muss kurzfristig stillgelegt und der Patient an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden. Dieses Verfahren hat gute Ergebnisse. Jedoch würden viele Patienten mit Begleiterkrankungen, z.B. einer schweren Herzschwäche, eine solche Operation nicht überstehen. Diesen Patienten kann jetzt mit der neuen Methode geholfen werden.

Mitralklappen-Wiederherstellung über Herzkatheter

Beim Herzkatheter befindet sich der Patient auch in Vollnarkose, eine Herz-Lungen-Maschine wird jedoch nicht benötigt. Der Katheter erreicht das Herz über einen Zugang in der rechten Leistenvene und wird bis in den rechten Vorhof geschoben. Nach Durchstechen der Vorhofscheidewand liegt er im linken Vorhof direkt über der Mitralklappe. An der Stelle, wo die Herzklappe nicht richtig schließt, platziert der Arzt eine kleine Klammer („MitraClip“, Fa. Evalve), die die Klappenränder zusammenhält und damit die Schlussfähigkeit der Klappe verbessert. Mit Hilfe der Röntgendurchleuchtung und eines kleinen Ultraschallgerätes in der Speiseröhre kontrolliert der Arzt die richtige Lage des Clips.

Das Verfahren wird weltweit in nur wenigen Zentren angeboten. Das „Klappenteam“ von Privatdozent Dr. Rottbauer hat es nun erstmals in Baden-Württemberg angewendet und etabliert. „Insgesamt kann dieser Eingriff auf relativ schonende Weise durchgeführt werden und eignet sich deshalb insbesondere für schwer erkrankte, sonst inoperable Patienten“, erklärt er. „Die Methode wurde in den USA bereits an etwa 450 Patienten erfolgreich angewendet. Es gibt zwar bisher noch keine Langzeitergebnisse, wir hoffen aber, für die betroffene Patientengruppe auch langfristig eine verbesserte Lebensqualität erreichen zu können.“

Weitere Informationen zu der Kardiologie des Universitätsklinikums Heidelberg:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kardiologie-Angiologie-und-Pneumologie.106664.0.html
Ansprechpartner:
Priv. Doz. Dr. med. Wolfgang Rottbauer
Leitender Oberarzt
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