Computer-Winzling als Augenimplantat

US-Forscher haben einen Computer entwickelt, der kaum größer ist als eine Bleistiftspitze.

„Es ist das erste echte millimeterskalige Computersystem“, meint Dennis Sylvester, Professor für Elektrotechnik und Informatik an der University of Michigan (UMich). Der aktuelle Prototyp ist dazu gedacht, den Augendruck bei Patienten mit grünem Star zu überwachen. Doch gehen die Forscher davon aus, dass derart winzige Systeme in Zukunft beispielsweise in Form von Sensornetzwerken allgegenwärtig sein werden.

Alles auf einem Kubikmillimeter

Der Computer-Winzling ist nur etwas mehr als einen Kubikmillimeter groß. Das System nutzt die dritte Generation des an der UMich entwickelten, extrem energieeffizienten Prozessors Phoenix. Dieser ist auf engstem Raum mit einem Drucksensor, einem Speicherelement, einer Solarzelle und einem damit verbundenen Dünnschicht-Akku sowie einem Funkmodul für die Datenübertragung an ein externes Lesegerät vereint. Das Gesamtpaket als weitgehend autonomer Sensor für das Auge gedacht.

Das System nutzt einen extrem stromsparenden Ruhemodus. Viertelstündlich erwacht der winzige Computer, um eine Druckmessung vorzunehmen und verbraucht dabei im Schnitt nur 5,3 Nanowatt. Um die Energieversorgung mittels Solarzelle und Akku zu gewährleisten, reichen 1,5 Stunden Sonnenlicht oder zehn Stunden Innenraumbeleuchtung. Das System kann die Daten einer ganzen Woche speichern, bevor diese mit einem nah ans Auge gehaltenen Gerät ausgelesen werden müssen.

Bessere Funkmodule

Eine Einschränkung des winzigen Computers ist, dass sein Funkmodul zwar mit dem passenden Lesegerät, aber nicht mit anderen gleichartigen Systemen kommunizieren kann. Das wäre notwendig, um mittels millimetergroßen Computern intelligente drahtlose Snesornetzwerke zu errichten. Forscher an der UMich arbeiten daher auch an einem breiter nutzbaren, kompakten Funkmodul.

Dem Team um den Elektrotechnik-Professor David Wentzloff ist es gelungen, auf einen Oszillatorkristall als Zeit- und Frequenzreferenz zu verzichten. So haben sie ein Funk- und Antennenmodul geschaffen, das weniger als einen Kubikmillimeter groß ist.

„Unser Chip erfordert kein externes Tuning. Wenn man ein Netzwerk mit diesen Modulen umsetzt, werden sie sich automatisch auf die gleiche Frequenz einstellen“, betont Wentzloff. Sein Team arbeitet nun daran, den Strombedarf zu senken, damit millimeterskalige Akkus zur Energieversorgung genügen.

Media Contact

Thomas Pichler pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://umich.edu

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer