Blende ermöglicht gewebeschonende Tumortherapie

Die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie des Universitätsklinikums Rostock erhielt mit dem Multileaf Collimator (MLC 160) ein neues Zusatzgerät für die Patientenbehandlung. Es ermöglicht eine genauere Bestrahlung von Tumoren. Für die Patienten bedeutet das eine effektivere, gewebeschonende Therapie und kürzere Behandlungstermine.

„Mit dem neuen Zusatzgerät haben wir unsere hochentwickelte Tumortherapie weiter vervollkommnet“, sagt Professor Dr. Guido Hildebrandt, Direktor der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie.

Der MLC 160 wurde als Zusatzgerät an einem Linearbeschleuniger installiert. Es gleicht einer hochpräzisen Blende aus 160 schmalen Bleilamellen mit je einem eigenen Motor, mit der zu bestrahlende Körperregionen millimetergenau eingegrenzt werden können, so dass die Strahlen hauptsächlich die erkrankte Region treffen und weniger angrenzendes gesundes Gewebe.

Es sei jetzt noch besser möglich, das Konzept einer intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) mit einer bildgestützten Therapiesteuerung und Qualitätssicherung zu verbinden (IGRT), so Professor Hildebrandt. Der MLC 160 der Firma Siemens gehört zu den jüngsten Neuentwicklungen auf diesem Gebiet und ist auch in anderen Kliniken in Deutschland bereits erfolgreich im Einsatz. Das Gerät kostete rund 300.000 Euro.

„Durch die gute Zusammenarbeit mit der Firma Siemens Healthcare, der Medizintechniksparte von Siemens, und durch den Einsatz der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aller Berufsgruppen unseres Hauses ist es zudem gelungen, die umbaubedingte Ausfallzeit des Linearbeschleunigers von geplanten sechs auf vier Wochen zu verkürzen“, sagt Professor Hildebrandt. Alle Patienten konnten in dieser Zeit ohne Unterbrechungen ihre Bestrahlungstherapie an den beiden anderen Linearbeschleunigern der Klinik fortsetzen.

Hintergrund: Der MLC 160

Im Kopf des Bestrahlungsgerätes befinden sich etwa 160 schmale Bleilamellen, die einzeln in das Bestrahlungsfeld eingefahren werden können. Dies erlaubt eine millimetergenaue individuelle Anpassung des Bestrahlungsfeldes an die anatomischen Gegebenheiten des Patienten.

Außerdem ist es möglich, komplex geformte Körperregionen durch viele einzelne Felder aus verschiedenen Richtungen zu bestrahlen. Das war in dieser Form bislang nicht möglich, da die Geräte statt der Lamellen mit weniger flexiblen Schwermetallblöcken ausgestattet waren. Ein in den Bestrahlungsapparat integriertes Durchleuchtungsgerät erlaubt per Knopfdruck eine röntgenologische Sichtbarmachung des Patienten und seines Bestrahlungsfeldes. Dadurch kann vor Ort überprüft werden, ob das Bestrahlungsfeld exakt getroffen wird. Hat sich der Patient bewegt und unbeabsichtigt seine Lage verändert, so kann das vor der Bestrahlung problemlos korrigiert werden.

Kontakt
Professor Dr. med. Guido Hildebrandt
Direktor
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie
Universitätsklinikum Rostock AöR
Südring 75
18059 Rostock
Tel. 0381 494-9001
Guido.hildebrandt@uni-rostock.de

Media Contact

Ingrid Rieck idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-rostock.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer