Nahtlose MRT-Bilder von Kopf bis Fuß – Essener Forscher präsentieren Weltneuheit im Universitätsklinikum

Aufwendige Forschungen in der Radiologie des Universitätsklinikums in Essen bildeten die Grundlage, um schließlich in enger Kooperation mit Siemens diese neue Technik zu entwickeln. Ab sofort steht sie den Patienten des Universi-tätsklinikums Essen zur Verfügung. Ein zweites Gerät dieser Art wird Anfang nächsten Jahres an der University of California in Los Angeles in Betrieb gehen.

Mit herkömmlichen MR-Tomographen ist das Blickfeld auf maximal 50 cm begrenzt. Das reicht für Untersuchungen des Kopfes oder Kniegelenks. Aber nicht für Gefäßdarstellungen des ganzen Körpers, die Untersuchung der gesamten Wirbelsäule oder die Suche nach Metastasen, die überall im Körper auftreten können. Daher müssen bisher Aufnahmen verschiedener Körperregionen in einzelnen Schrit-ten gemacht und später mit Hilfe der Datenverarbeitung zusammengesetzt werden. Dies verlängert die Untersuchungszeit für den Patienten. Außerdem: Je mehr einzelne Arbeitsschritte nötig sind, desto fehleranfälliger ist das Ergebnis.

Die Lösung hierfür heißt TimCT. Dabei stehen Tim für Total imaging matrix (das einzigartige Sie-mens Spulenkonzept) und CT in diesem Fall nicht für Computertomographie, eine Methode, die mit Röntgenstrahlen Schichtbilder des Körpers anfertigt, sondern für 'continuous table'! Bei dieser neuen Technik bewegt sich der Untersuchungstisch kontinuierlich durch das Zentrum des MR-Tomographen und kann in einem Durchgang ein komplettes Bild vom Kopf bis zu den Füßen erzeugen. Diese neue Technik ist revolutionär. „Wer schon mal in einem MRT-Gerät ('die Röhre') gelegen hat, kennt die ermahnenden Worte `bitte ganz ruhig liegen bleiben, nicht bewegen`. Denn Bewegungen führen häu-fig dazu, dass die Bilder nicht mehr auswertbar sind“, erklärt Prof. Barkhausen und ergänzt: „Daher erscheint die Idee, MR-Bilder von einem bewegten Patienten zu erzeugen, genauso wenig Erfolg ver-sprechend wie der Versuch einem Elefanten das Fliegen beizubringen.“ Aber genau das hat die Ar-beitsgruppe von Prof. Dr. Mark Ladd, Leiter des Instituts für Biomedizinische Bildgebung an der Uni-versität Duisburg-Essen, jetzt geschafft.

Und noch mehr, denn durch die neue Technik befindet sich die untersuchte Körperregion während der Messung immer im Zentrum des Magneten, wo das Messergebnis die höchste Qualität hat. „Besonders Patienten mit Gefäß- und Tumorerkrankungen werden von der neuen Technik profitieren“, so der Me-diziner. In Zukunft werden auch Patienten die unter Klaustrophobie (Angst in engen Räumen) leiden, die beschriebenen Vorteile nutzen, da auch in kürzeren oder offenen MR-Systemen die Untersuchung kompletter Organsystem möglich sein wird. Ein solcher Scanner steht bereits im Universitätsklinikum und wird im nächsten Jahr auf die neue Technik aufgerüstet.

„Diese Entwicklung zeigt, dass auch in Deutschland erfolgreich wissenschaftlich gearbeitet werden kann“, freut sich Prof. Michel Forsting, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen. Die Idee stammt aus Essen und die technischen Grundlagen für TimCT wurden in den vergangenen Jahren von Wissenschaftlern hier in Essen in enger Kooperation mit Siemens entwickelt. „Daher freut es uns besonders zu sehen, wie schnell diese Technik jetzt als Produkt von Siemens T-class MRTs den Weg zurück nach Essen ge-funden hat und in Zukunft auch den anderen Siemens Kunden weltweit zur Verfügung stehen wird“, sagt Prof. Mark Ladd.

Mit der neuen Technik syngo TimCT baut das Universitätsklinikum Essen konsequent den Schwer-punkt der Magnetresonanztomographie weiter aus. Aufgrund der exzellenten Weichteilkontraste der MRT ermöglicht dieses Verfahren diagnostische Erkenntnisse im zentralen Nervensystem, dem Herz-Kreislauf System und bei Fragestellungen zu Knochen und Gelenken, die mit keinem anderen bildge-benden System in dieser Art möglich sind. „Trotz der angespannten finanziellen Situation im Gesund-heitswesen bleibt es unser Ziel, den Patienten modernste Methoden zur Diagnostik und Therapie an-zubieten und unsere Führungsrolle auf diesem Gebiet weiter auszubauen“, betont Prof. Forsting. Mit insgesamt vier MR-Tomographie-Geräten auf dem Campus des Universitätsklinikums und dem 7T-System auf der Zeche Zollverein ist das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie auf dem Sektor der strahlenfreien Diagnostik führend im gesamten Ruhrgebiet und kann für alle Organsysteme hoch spezialisierte Untersuchungen anbieten.

Media Contact

Kristina Gronwald idw

Weitere Informationen:

http://universitaetsklinikum-essen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizintechnik

Kennzeichnend für die Entwicklung medizintechnischer Geräte, Produkte und technischer Verfahren ist ein hoher Forschungsaufwand innerhalb einer Vielzahl von medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Bildgebende Verfahren, Zell- und Gewebetechnik, Optische Techniken in der Medizin, Implantate, Orthopädische Hilfen, Geräte für Kliniken und Praxen, Dialysegeräte, Röntgen- und Strahlentherapiegeräte, Endoskopie, Ultraschall, Chirurgische Technik, und zahnärztliche Materialien.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer