Technischer Quantensprung in der Lungenkrebs-Prävention

Dank eines neuen Endoskopie-Systems können Ärzte an der Charité jetzt bereits Vorstufen von Lungenkrebs erkennen. Das Gerät könnte vielen Rauchern das Leben retten, die ein besonders hohes Lungenkrebs-Risiko haben. Es verbindet die große Empfindlichkeit der Autofluoreszenzbronchoskopie mit der hohen Bildauflösung, die ein integrierter CCD-Chip bietet. Bisher war das Verfahren nur gekoppelt mit analoger Glasfasertechnik angewendet worden, die Bilder in viel schlechterer Qualität liefert.

Die Autofluoreszenzbronchoskopie nutzt die Tatsache, dass in menschlichen Zellen einige Substanzen auf die Anregung durch einfarbiges Licht mit eigenem Leuchten, also mit Autofluoreszenz, reagieren. Ein sensibler Filter verstärkt das grünliche Licht für die Kamera. Der Trick dabei: In Tumorgewebe findet Autofluoreszenz so nicht statt.

Auf dem Bild, das sich am Ende ergibt, sind die Krebszellen also als dunkler Fleck sichtbar. Die Autofluoreszenzbronchoskopie ist viel empfindlicher als die lange benutzte Weißlichtbronchoskopie, die nicht das eigene Leuchten der Zellen aufzeichnet, sondern nur die normale Lichtreflexion. „Durch die Kombination aus Sensibilität und hoher optischer Qualität können wir doppelt so viele Frühveränderungen entdecken als bisher“, erklärt Professor Christian Witt, Leiter des Arbeitsbereiches Pneumologie mit Schwerpunkt Pneumologische Onkologie und Lungentransplantation Stellvertretender Direktor der Klinik für Infektiologie und Pneumologie am Charité Campus Mitte.

Tatsächlich ist das neue System so empfindlich, dass Bereiche, die auf den Bildern dunkel erscheinen, noch keine äußerlich sichtbaren Veränderungen zeigen. „Bevor eine Körperzelle sich sichtbar zur Tumorzelle entwickelt, gehen innerhalb der Zelle Prozesse auf molekularer Ebene vor sich“, sagt Dr. Bernd Schmidt, der für die Charité an einer europäischen Vergleichsstudie zur Wirkung von Autofluoreszenzbronchoskopie im Vergleich zur Weißlichtbronchoskopie mitgearbeitet hat.

„Die Vermutung liegt nahe, dass die Autofluoreszenz dadurch bereits beeinträchtigt ist, dass das neue System also Tumorvorstufen als solche erkennt, die morphologisch noch gar nicht identifizierbar sind.“ Sollte sich diese Vermutung als zutreffend erweisen, hätte das weit reichende Konsequenzen: Die Ärzte könnten Lungenkrebs nicht nur in einem viel früheren Stadium erkennen, sondern vielleicht sogar die zellbiologischen Prozesse entdecken, die zu der Veränderung normaler Körperzellen zu Tumorzellen führen. „Die Frühdiagnostik von Lungenkrebs war bisher ein sehr schwieriges Gebiet“, erklärt Dr. Schmidt.

„Tumoren in der Lunge sind viel schlechter sichtbar als etwa im Darm. Das hat natürlich zur Folge, dass sie später erkannt werden. Auf die Heilungschancen für Lungenkrebs gerade bei Rauchern wirkt sich das dramatisch aus.“ Das könnte sich jetzt ändern, wenn die Diagnosestellung sich von histologischen und morphologischen Kriterien, also von der Zellebene, auf die molekulare Ebene bewegt.

Media Contact

Kerstin Endele idw

Weitere Informationen:

http://www.charite.de

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