Zellen, die den Darm zerstören

TRM-Zellen (in der Aufnahme gelb) lösen vermutlich Entzündungsschübe bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa aus. Das haben jetzt FAU-Forscher herausgefunden. Bild: Universitätsklinikum Erlangen/Sebastian Zundler

Der Entstehung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen liegt ein komplexes Zusammenspiel zahlreicher Faktoren zugrunde. Dieses führt letztendlich zu einer übersteigerten Aktivierung des darmeigenen Immunsystems und im Zuge der so hervorgerufenen Entzündung zu oft schwerwiegenden Krankheitssymptomen.

Zum Immunsystem des Darms gehören auch sogenannte gewebsansässige Gedächtnis-T-Zellen, kurz TRM (Tissue Resident Memory)-Zellen. Deren Rolle bei der Entstehung chronischer Entzündung im Darm war bislang unklar.

Ein Forscherteam am Universitätsklinikum Erlangen um Dr. Sebastian Zundler und Prof. Dr. Markus F. Neurath, Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, hat diese nun entschlüsselt.

In Kooperation mit dem niederländischen Sanquin Research Institut zeigten die Wissenschaftler unter anderem, dass TRM-Zellen ein hohes entzündungsförderndes Potenzial besitzen und offenbar Entzündungsschübe auslösen.

Die Daten legen zudem nahe, dass TRM-Zellen die Einwanderung und Differenzierung anderer Immunzellen regulieren und damit zentral sind, um die Immunantwort zu steuern. Dementsprechend haben Patienten mit hohem Anteil an TRM-Zellen in der Darmschleimhaut ein höheres Risiko, im Verlauf der Erkrankung Schübe zu entwickeln als solche mit niedrigem Anteil.

„Welche Rolle TRM-Zellen bei immunologisch vermittelten Erkrankungen spielen, war bislang völlig unklar“, erklärt Prof. Dr. Markus F. Neurath.

„Wir gehen davon aus, dass sich unsere Erkenntnisse auch auf andere chronisch-entzündliche Erkrankungen übertragen lassen.“ Außerdem hoffen die Forscher mit ihrer Entdeckung die Grundlagen für potenzielle zukünftige Therapieansätze zu legen. „Durch die Schlüsselrolle von TRM-Zellen bei chronischer Entzündung im Darm, stellen sie ein interessantes Therapieziel dar“, prognostiziert Dr. Sebastian Zundler, „möglicherweise könnten so sehr frühe Ereignisse im Rahmen der Krankheits- beziehungsweise Schubentwicklung unterdrückt werden.“

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Markus F. Neurath
Tel.: 09131/85-35204
markus.neurath@uk-erlangen.de

Die Ergebnisse der Untersuchungen haben sie nun in der renommierten Zeitschrift „Nature Immunology“ veröffentlicht: http://dx.doi.org/10.1038/s41590-018-0298-5

Media Contact

Dr. Susanne Langer idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer