Wissenschaftler verbessern Arthritis-Behandlung

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben gemeinsam mit Kollegen aus der internationalen Rheumaforschung einen neuen Therapieansatz zur Behandlung rheumatoider Arthritis, einer chronischen Entzündungskrankheit, aufgezeigt.

Die neue Therapiestudie richtet sich speziell an Patientinnen und Patienten, bei denen eine gängige Behandlung mit Tumor-Nekrose-Faktor-Antikörpern (anti-TNF) keine Wirkung zeigt. Der neue Ansatz sieht eine Kombinationsbehandlung mit den Medikamenten Methotrexat und Tofacitinib vor. Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich in der Fachzeitschrift The Lancet* erschienen.

Rheumatoide Arthritis ist eine weitverbreitete Autoimmunerkrankung, bei der langandauernde Entzündungsprozesse starke Schmerzen verursachen und allmählich die Gelenke der Betroffenen zerstören. Bei der Mehrzahl der Rheumapatienten liegt ein erhöhter Spiegel eines bestimmten Zytokins im Körper vor, des sogenannten Tumor-Nekrose-Faktors (TNF). Dieser Botenstoff wird von Immunzellen gebildet und ist unter anderem für die schmerzhaften Symptome verantwortlich. Die Behandlung mit anti-TNF-Antikörpern neutralisiert die Signalwirkung des TNF und lindert so die Leiden der Betroffenen.
Zeigt diese Standardbehandlung keine Wirkung, müssen alternative Behandlungsmethoden eingesetzt werden. An der sechsmonatigen Studie nahmen 399 Patienten in 13 Ländern teil, die an einer mittelschweren bis schweren Form der rheumatoiden Arthritis leiden. Sie wurden mit einer Kombination aus Methotrexat, einem Standardwirkstoff zur Behandlung von Rheuma, und Tofacitinib, einem neuartigem und als Tablette einzunehmendem Medikament behandelt. Tofacitinib ist ein Kinase-Hemmstoff, der die speziellen Enzyme hemmt, die für die Entzündungsreaktionen bei der rheumatoiden Arthritis mit verantwortlich sind. Werden die sogenannten Janus-Kinasen ausgebremst, dämpft dies die schmerzhaften Immunreaktionen.

Die aktuelle Studie hat bewiesen, dass die Kombination von Methotrexat und Tofacitinib eine hohe Wirksamkeit bei der Behandlung rheumatoider Arthritis zeigt – selbst bei Patienten, die auf eine Standardbehandlung mit anti-TNF-Antikörpern nicht ansprechen. Die zusätzliche Einnahme des neuen Medikaments führte nach einem halben Jahr bei mehr als der Hälfte der Patienten zu einer Besserung der Ausgangssymptome um mehr als 50 Prozent. Damit können die schmerzhaften Gelenkentzündungen auch bei dieser besonderen und bislang schwer zu therapierenden Patientengruppe effizient behandelt werden.

Prof. Gerd-Rüdiger Burmester, der Projektleiter der Studie, sieht in den Ergebnissen eine hochwirksame Alternative zur Behandlung von rheumatoider Arthritis. Im nächsten Schritt müssten Langzeituntersuchungen folgen, mit deren Hilfe die Wirkung und die Verträglichkeit sowie eventuelle Risiken der neuen Kombinationstherapie erfasst werden können.

*Burmester, Gerd et al. 2013. Tofacitinib (CP-690,550) in combination with methotrexate in patients with active rheumatoid arthritis with an inadequate response to tumour necrosis factor inhibitors: a randomised phase 3 trial. In: The Lancet, Early Online Publication. Retrieved Jan 18, doi:10.1016/S0140-6736(12)61424-X.

Kontakt:
Prof. Gerd-Rüdiger Burmester
Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 613 220
gerd.burmester@charite.de

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