Welttuberkulosetag 2011: Strategien im Licht neuer Entwicklungen

Die Tuberkulose ist in Deutschland nach wie vor ein relevantes Gesundheitsproblem. Dem Robert Koch-Institut wurden nach dem neuen RKI-Bericht zur „Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland im Jahr 2009“ insgesamt 4.444 Tuberkulosen übermittelt, im Jahr 2008 waren es 4.512 gewesen.

Der Trend ist seit Jahren rückläufig, allerdings verringert sich die Zahl der Betroffenen nicht mehr so schell wie früher. Mehr als ein Drittel (36,1 %) der Lungentuberkulosen gehört zu der besonders ansteckenden (mikroskopisch positiven) Form, die Zahl ist gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen.

„Eine moderne Tuberkulosekontrolle muss frühzeitig auf Änderungen der Epidemiologie reagieren und neue diagnostische und therapeutische Strategien gezielt einsetzen. Dies erfordert eine kontinuierliche Fortbildung der Fachkreise und aktive Information der Bevölkerung“, betont Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts. Das zeigt auch ein Ausbruchsgeschehen aus Norddeutschland, bei dem sich ausgehend von einem einzigen Erkrankungsfall insgesamt 37 Personen mit Tuberkulosebakterien infiziert haben (Epidemiologisches Bulletin 6/2011). Die späte Diagnose, häufig erst Monate nach Beginn der Symptome und die abnehmende Erfahrung in Deutschland in der Therapie der Erkrankung und vorbeugenden Behandlung zu deren Verhinderung erhöhen das Risiko einer massiven, oft lange unbemerkten Streuung des Erregers.

Kinder sind dagegen nur in Ausnahmefällen ansteckend, gehören aber selbst zu den besonders gefährdeten Gruppen. Nach einer Infektion entwickeln sie häufiger und schneller eine Erkrankung als Erwachsene. Deshalb gelten Kinder auch als „Indikator“ für das Ansteckungsrisiko. Sie sind auch von schweren Verläufen wie der tuberkulösen Hirnhautentzündung und der generalisierten Tuberkulose häufiger betroffen als Erwachsene. Im Jahr 2009 erkrankten 146 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren an einer Tuberkulose. Gegenüber dem Vorjahr wurden damit 22 (17%) Erkrankungsfälle mehr registriert, der Anstieg scheint sich nach den vorläufigen Zahlen für 2010 fortzusetzen.

Tuberkulose im Kindesalter ist auch das Schwerpunktthema des Symposiums am 21./22. 3.2011 im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin-Mitte. Organisiert wird die Tagung von dem dort ansässigen Koch-Metschnikow-Forum (KMF), Teilnehmer sind Experten aus dem In- und Ausland, auch aus besonders betroffenen Regionen. Das KMF ist eine deutsch-russische Initiative des Petersburger Dialoges, das Kooperationsprojekte auf dem Gebiet der Bekämpfung der Infektionskrankheiten koordiniert und gestaltet, insbesondere in Osteuropa.

Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose ist ebenfalls international engagiert und organisiert ein Stipendienprogramm für osteuropäische und asiatische Gastärzte. Das Nationale Referenzzentrum für Mykobakterien in Borstel führt, auch in seiner Funktion als Supranationales Referenzzentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Qualitätskontrollen zur Tuberkulosediagnostik in mehr als einem Dutzend Staaten durch, hilft beim Aufbau von Tuberkulose-Programmen und -Laboratorien, vor allem in den Staaten, die nach dem Zerfall der früheren Sowjetunion entstanden sind (NUS), und es bietet auch Trainingskurse an. Beim RKI laufen die Meldedaten für Deutschland zusammen, v.a. zu Krankheitsverlauf, Ausbruchsgeschehen, Behandlungsergebnissen und zur Resistenzsituation. Diese bilden die Grundlage des jährlichen Berichts. Das RKI koordiniert auf nationaler Ebene die Tuberkulosekontrolle in Deutschland und ist auch Kontaktpunkt der WHO und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC).

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