Wie viel Training braucht die Lunge?

Wer körperlich fit ist, wird seltener krank. Training nutzt aber nicht nur Gesunden, sondern noch mehr Patienten mit chronischen Krankheiten.

Wie sehr Menschen mit Asthma oder COPD von einem Training profitieren, weiß der Sportmediziner Professor Dr. Paul Haber: „Bei schwerer COPD kann regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining den Unterschied machen zwischen Pflegebedürftigkeit und einem unabhängigen Leben.“

Bei COPD nimmt die Lungenfunktion immer weiter ab. Zu Beginn fällt die Atemnot nur bei körperlicher Anstrengung auf, und Menschen, die den Tag größtenteils im Sitzen verbringen, bemerken erst etwas davon, wenn schon ein beträchtlicher Teil der Lunge geschädigt ist. Daher sollten alle Menschen über 40 Jahre ihren Lungenfunktionswert kennen, der mit einem ganz einfachen Test beim Lungenfacharzt oder auch bei vielen Hausärzten gemessen werden kann.

Die Lungenfunktionsmessung, auch Spirometrie genannt, ist die einzige Methode, mit der die COPD schon ganz früh entdeckt werden kann. Und Zeit ist Lunge. Denn das durch Tabakrauch oder andere Luftschadstoffe zerstörte Lungengewebe ist für immer verloren.

Die Information über die gefährliche Krankheit ist ein großes Anliegen der European Respiratory Society (ERS). Sie macht Interessierten rund um den größten Europäischen Lungenkongresses im September in Wien ein Angebot: Während sich 20.000 Medizinerinnen und Mediziner über Lungenerkrankungen informieren, steht am Freitag, dem 11.9. (10.00 bis 19.00 Uhr) und am Samstag, dem 12.9. (10.00 bis 20.00 Uhr) der Bevölkerung ein „Spirometrie-Zelt“ vor der Oper zur Verfügung, in dem jeder kostenlos seine Lungenfunktion testen kann. Denn nur wer von seiner Erkrankung weiß, kann rechtzeitig etwas dagegen tun. Je früher, desto besser.

Training macht auch Lungenkranke fit

Ist der Atem schon knapp, dann wird Bewegung immer mühevoller und wird vermieden. Das ist für den Körper genau verkehrt. „Selbst Menschen, die schon die Hälfte ihrer Lungenfunktion durch eine chronische obstruktive Lungenerkrankung verloren haben, können noch ein ganz normales Leben führen – wenn sie regelmäßig trainieren“, macht Professor Haber Mut. Das Konzept ist einfach, erfordert aber Konsequenz. Begonnen wird mit 20 Minuten Ausdauertraining dreimal pro Woche. Und zwar im persönlichen Pulsbereich, der mit einer Ergometeruntersuchung bestimmt wird. Alle sechs Wochen wird das Training um jeweils 5 Minuten verlängert, bis jede Trainingseinheit 40-60 Minuten dauert. Jeder Ausdauersport ist geeignet, sei es Radfahren, Nordic Walking oder Joggen. Dazu kommt zweimal pro Woche ein Krafttraining, am besten an Geräten im Fitnesscenter, empfiehlt Professor Haber: „Ausdauertraining und Krafttraining können auch an einem Tag kombiniert werden. Wer nicht ins Fitnesscenter gehen will, kann daheim z.B. mit kleinen Hanteln trainieren. Die Übungen für alle wichtigen Muskelgruppen müssen nur richtig ausgeführt werden.“

Durch das Training wird der Kreislauf gestärkt und das Blut ist in der Lage, mehr Sauerstoff aus der Lunge aufnehmen. Die gekräftigte Muskulatur kann den Sauerstoff anschließend besser verarbeiten. „Bei COPD wirkt sich die eingeschränkte Lungenfunktion viel weniger stark aus, wenn der Körper gut trainiert ist“, erklärt Professor Haber. Wie schnell COPD-Patienten von einem Training profitieren, weiß Dr. Sylvia Hartl ERS-Generalsekretärin und Lungenfachärztin am Otto-Wagner-Spital in Wien: „Wer regelmäßig trainiert, bemerkt schon nach wenigen Wochen einen deutlichen Erfolg und gewinnt an Lebensqualität.“

Was bei Asthma zu beachten ist

Auch Asthma-Patienten profitieren von einem konsequenten Training. Professor Haber empfiehlt Asthmapatienten, sich mit 1 oder 2 Hüben aus dem Inhalator vor jedem Training vor Asthmaanfällen bei Belastung zu schützen. Hobbysportler, die keine eingetragenen Mitglieder eines Vereins sind, müssen sich als Asthmapatienten auch nicht vor Dopingkontrollen bei kleinen Wettkämpfen fürchten. Sie werden nicht überprüft. Spitzensportler, bei denen Asthma diagnostiziert wird, erhalten eine Ausnahmegenehmigung und können ihre Medikamente auch beim Wettkampf einnehmen.

„Ein trainierter 60-jähriger deutlich fitter als ein untrainierter 25-jähriger“

Regelmäßiges Training ist eine Investition in eine Zukunft, in der die Luft nicht wegbleibt. Wer nach dem von Professor Haber beschriebenen Konzept trainiert, kann mit 60 Jahren noch um 10-15% fitter sein als ein untrainierter 25-Jähriger. Wenn das keine guter Grund dafür ist, sofort damit zu beginnen!

Die European Respiratory Society (ERS) lädt anlässlich ihres Kongresses in Wien zur kostenlosen Lungenfunktionsmessung in ein „Spirometrie-Zelt“ bei der Oper (Herbert-von-Karajan-Platz). Am Freitag, dem 11.9. (10.00 bis 19.00 Uhr), und am Samstag, dem 12.9.(10.00 bis 20.00 Uhr) kann jeder in nur wenigen Minuten seine Lungenfunktion messen lassen. Nutzen Sie die Gelegenheit!

OA Dr. Sylvia Hartl, Generalsekretärin der ERS (European Respiratory Society), Oberärztin der I. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital, Wien, Tel.: 01/910 60-41635 eMail sylvia.hartl@wienkav.at

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Weitere Informationen:

http://www.ersnet.org

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