Verwechslungsgefahr bei Vollblut- oder Blutplasma-Messung

Technischer Fortschritt ermöglicht Diabetikern heute Blutzucker-Selbstmessungen mit Messgeräten, die immer genauer sind. Allerdings können die gemessenen Werte zu Fehlern in der Diabetes-Therapie führen.

Grund dafür sind zwei unterschiedliche Eichmethoden, auf die Hersteller die heute erhältlichen Mess-Systeme einstellen. Probleme treten insbesondere dann auf, wenn Patienten mit mehreren Messgeräten ihre Blutzucker-Werte bestimmen. diabetesDE, die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und die POCT-AG der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) setzen sich deshalb für vereinheitlichte Messverfahren ein.

Die neue Initiative hat das Ziel, dass Diabetiker ihre Blutzucker-Werte vergleichen können, wenn sie mit mehreren Geräten messen oder ihr Messgerät austauschen. Die heute verfügbaren Systeme zeigen die Ergebnisse entweder auf Grundlage des Vollblutes oder des Blutplasmas. Die Verwechslungsgefahr ist hoch: Aufgrund der unterschiedlichen Konzentration der Zuckeranteile in Plasma oder Vollblut ergeben sich abweichende Ergebnisse – auch wenn beide korrekt messen. Im Schnitt ist der Blutzucker-Wert bei Plasma-Messungen um elf Prozent höher als bei Vollblut-Messungen. Diabetiker können jedoch häufig nicht erkennen, woraus ihre Messgeräte ihre Ergebnisse gewinnen.

„Die Blutzucker-Selbstmessung ist in den letzten Jahren durch den technischen Fortschritt immer besser geworden“, betont Professor Dr. med. Thomas Danne, Vorstandvorsitzender von diabetesDE und Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG). „Dabei müssen sich aber Patienten und Ärzte darüber verständigen, ob sich die vereinbarten individuellen Zielwerte auf Plasma oder Vollbluteichung beziehen. Solange wie es in einer Übergansphase noch beide Eichsysteme gibt, können die unterschiedlichen Messergebnisse mit verschiedenen Geräten zu Verwirrung und Verunsicherung führen.“

Die Diabetes-Experten fordern von den Herstellern eine einheitliche Eichung, so dass Patienten zukünftig ebenso zuverlässig und kontinuierlich ihre selber gemessenen Werte vergleichen können. Eine weitere Verwechslungsgefahr wäre durch einheitliche Systeme ebenfalls gebannt: Ärzte sprechen mit ihren Patienten angestrebte Blutzucker-Werte ab. Diese Kommunikation ist fehler-anfällig, solange Mess-Systeme unterschiedlich sind. Trotzdem muss kein Patient sein Messgerät austauschen: Alle auf dem Markt befindlichen Blutzucker-geräte können unbesorgt weiterverwendet werden. Die gemessenen Blutwerte sind bei beiden Messmethoden korrekt.

Wenn Patienten wissen, auf welcher Basis ihre Messgeräte arbeiten, können sie heute schon umrechnen und vergleichen: Der Vollblutwert multipliziert mit dem Faktor 1.11 ergibt den Plasmawert. Rechenbeispiele und Erläuterungen zu den Grundlagen der Messmethoden hat diabetesDE für Patienten auf der Internetseite www.diabetesde.org veröffentlicht. Wer nicht weiß, auf welcher Basis das eigene Blutzuckergerät misst, kann das bei der Service-Hotline seines Herstellers erfragen.

Kontakt für Journalisten:
Pressestelle diabetesDE/DDG
Beate Schweizer/Julia Hommrich
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931 -295/-423, Fax: 0711 8931 167
Schweizer@medizinkommunikation.org
Hommrich@medizinkommunikation.org

Media Contact

Beate Schweizer idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer