Urologen erwarten mehr Tumorerkrankungen und sinkende Mortalitätsraten

In diesem Jahr werden Urologen bei mehr als 116.000 Menschen in Deutschland die Diagnose Krebs stellen. Diese Prognose geht aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin hervor. In seiner neuen „Krebs in Deutschland“-Broschüre hat das Institut Krebsregisterdaten von 1980 bis 2006 ausgewertet und hochgerechnet.

Danach wird in diesem Jahr zwar bei gut sechs Prozent mehr Menschen als noch 2006 ein bösartiger urologischer Tumor entdeckt werden. Gleichzeitig sinken die Mortalitätsraten von Prostata-, Hoden-, Nieren-, Harnleiter- und Blasenkrebs weiterhin leicht.

Mindestens jede vierte aller Krebsneuerkrankungen wird als urologischer Tumor lokalisiert. 2006 waren es nach Berechnung des RKI rund 109.000 der insgesamt 426.000 Neuerkrankungen. „Die Entwicklung beim Prostatakrebs ist, bei rückläufigen Sterberaten, durch einen erheblichen Anstieg der alterstandardisierten Erkrankungsraten gekennzeichnet“, so das RKI zur häufigsten Krebsart beim Mann. Trotz steigender Erkrankungsraten sank die Mortalitätsrate bei Tumoren der Prostata auf 10 Prozent aller Krebssterbefälle. Die altersstandardisierte Sterberate ist laut RKI gegenüber 1980 um 20 Prozent gefallen.

Darin sieht Professor Dr. Michael Stöckle, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), denn auch den Erfolg der Urologen: „Obwohl die Sterblichkeitsrate beim Prostatakarzinom allein aufgrund der demografischen Entwicklung hätte steigen müssen, ist sie gesunken. Durch die Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) ist die Zahl frühzeitig entdeckter Karzinome deutlich angestiegen, und entsprechend frühzeitig eingeleitete therapeutische Maßnahmen konnten gut greifen. Dass damit zwar auch das Risiko einer Überdiagnostik und Übertherapie einhergeht, ist uns Urologen bewusst. Daher werden die Strategien für Diagnostik und Behandlung immer mehr verfeinert. Das zeigt sich deutlich in unserer neuen Prostatakrebs-Leitlinie.“

Häufigere Früherkennung und die Fortentwicklung der therapeutischen Möglichkeiten haben auch dazu beigetragen, dass sich die Quote der Patienten, die nach der Krebsdiagnose noch mindestens fünf Jahre leben, insgesamt erheblich verbessert hat. Bei Prostatakrebs liegt diese so genannte relative 5-Jahres-Überlebensrate laut RKI inzwischen bei rund 90 Prozent. Die Entdeckung eines Karzinoms mündet längst nicht mehr unweigerlich in einem baldigen operativen Eingriff, wie DGU-Generalsekretär Stöckle erläutert. „Die Therapie wird kontinuierlich individualisiert. Das bezieht sich nicht ausschließlich auf das Stadium der Erkrankung, sondern bei der Festlegung auf therapeutische Optionen werden nach ausführlicher Beratung auch persönliche oder familiäre Befindlichkeiten und Wünsche des Patienten stärker berücksichtigt“, so der Direktor der Urologie am Universitätsklinikum des Saarlandes weiter.

In der neuen ärztlichen Prostatakrebs-Leitlinie ist der aktuelle Kenntnisstand über Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatatumors in seinen verschiedenen Stadien zusammengefasst. Stöckle: „Hier wird auch klar beschrieben, bei welchen Patienten beispielsweise lediglich eine aktive Beobachtung genügt, statt sie gleich aggressiv zu therapieren.“

Die jährliche Zahl der Neubefunde für Prostatakrebs stieg laut RKI für 2006 auf 60.100 Fälle. Dies ist außer auf Früherkennung und neue Methoden der Diagnostik besonders auch auf die demografische Entwicklung zurückzuführen. Der Anteil älterer Männer an der Gesamtbevölkerung ist deutlich gestiegen. Jedoch steigt mit höherem Lebensalter das Risiko deutlich, an Krebs zu erkranken.

Zu den häufigsten weiteren urologischen Tumoren zählt der Blasenkrebs mit 27.450 Neuerkrankungen im Jahr 2006. Mehrheitlich Männer erkranken an dieser Krebsart, für die das durchschnittliche Erkrankungsalter mit deutlich über 70 Jahren relativ hoch liegt. Solange ein Blasenkarzinom noch nicht auf Lymphknoten abgesiedelt ist, hat das RKI bei Männern eine 5-Jahres-Überlebensrate von 75 Prozent ermittelt. Die Sterbehäufigkeit bei Männern ist seit etwa zehn Jahren rückläufig, bei Frauen stagnierend.

In die 16.490 Nierenkrebs-Neuerkrankungen des Jahres 2006 haben die RKI-Statistiker Nierenbecken- und Harnleiterkrebs mit einbezogen, die etwa zehn Prozent der Fälle ausmachten. Die Häufigkeit der Erkrankung hat sich gegenüber 2004 nicht wesentlich verändert, gleiches gilt jedoch auch für die Häufigkeit, mit der Nierenkrebs zur Todesursache wird. Bei Männern geht weiterhin jeder sechste Krebstodesfall auf Nierentumoren zurück, bei Frauen 2006 jeder neunte.

Deutlich besser sieht es für Männer mit Hodenkrebs (2006: 4960 Neuerkrankungen) aus. Die meisten Fälle treten in einem Patientenalter zwischen 25 und 45 Jahren auf. Die ohnehin geringe Mortalitätsquote ist weiter abnehmend, und die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt höher als 95 Prozent.

Die Broschüre „Krebs in Deutschland“, die das Robert Koch-Institut alle zwei Jahre gemeinsam mit der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Lübeck) herausgibt, ist Ende Februar in der 7. Ausgabe veröffentlicht worden. Darin werden auf 120 Seiten für 21 Krebsarten, differenziert nach Geschlecht und Alter der Patienten, neben Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit auch die wichtigsten Risikofaktoren sowie erstmals eine Projektion der Schätzungen auf das Veröffentlichungsjahr dargestellt. Die Broschüre ist im Internet unter www.rki.de/nn_227180/DE/Content/GBE/gbe__node.html zu finden.

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