Tumore der Gallenwege durch Gallensaftanalyse zuverlässig erkennbar

Ein neuer Test kann mit hoher Genauigkeit Krebs der Gallenwege von chronischen Entzündungen unterscheiden. Das Verfahren ist wesentlich zuverlässiger als alle derzeit verfügbaren diagnostischen Verfahren und das erste, das sich zur Früherkennung eignen kann.

Das ergab eine klinische Studie der Forscher Dr. Tim Lankisch und Privatdozent Dr. Jochen Wedemeyer, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), die sie zusammen mit Professor Dr. Harald Mischak und Dr. Jochen Metzger von der Firma mosaiques diagnostics durchführten. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Hepatology“.

Die MHH-Forscher untersuchten 107 Gallensäfte von Patienten mit Gallengangsverschluss. Der Gallensaft wurde im Rahmen einer Endoskopieuntersuchung der Gallengänge entnommen, der so genannten endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP). Anschließend wurde das Eiweißmuster der Flüssigkeit mit der von Professor Mischak entwickelten Proteomanalyse charakterisiert. So konnten sie bei den meisten Patienten einen bösartigen Tumor der Gallengänge, ein so genanntes cholangiozelluläres Karzinom (CCC), von einer Gallengangsentzündung unterscheiden – insbesondere bei Patienten mit einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC), die ein Risikofaktor für ein Gallengangskarzinom ist. Das CCC ist der zweithäufigste Lebertumor. Nach der Diagnose leben die Patienten durchschnittlich nur noch bis zu zwölf Monate. Die Anzahl der Neuerkrankungen ist mit etwa acht pro 100.000 Einwohner pro Jahr zwar gering, jedoch wird eine steigende Anzahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten beobachtet.

„Bisher wird versucht, Krebs der Gallenwege mit Hilfe von Blutuntersuchungen, Computertomografien, Sonografien und ERCP frühzeitig zu erkennen. Doch diese Methoden erkennen die Krankheit oft zu spät, weil zwischen chronischen Entzündungen und Karzinom nicht genau genug unterschieden werden kann. Für eine wirksame Therapie ist es dann oft zu spät“, sagt Dr. Lankisch. „Mit dem neuen Test kann auch dann Krebs diagnostiziert werden, wenn sich die Gallenwege chronisch entzündet und somit verändert haben. Er kann ein neues diagnostisches Hilfsmittel der Zukunft werden. Das wäre ein Meilenstein auf dem Weg zu einer effizienteren Behandlungsstrategie für die verschiedenen Gallenwegserkrankungen“, sagte Professor Manns, Direktor der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie.

Die Proteomanalyse wurde im Rahmen des Projekts GENINCA entwickelt, an dem die mosaiques diagnostics GmbH beteiligt ist. Diese Arbeit förderten zudem das Integrierte Forschungs- und Behandlungszentrum Transplantation (IFB-Tx, MHH) und die Niedersächsische Krebsgesellschaft. In naher Zukunft wollen die Forscher eine weitere, größer angelegte Studie zur Früherkennung von Krebs bei unklaren Gallengangsverengungen durchführen.

Weitere Informationen erhalten Sie von Dr. Tim Lankisch, Telefon 0511 532-3302, lankisch.tim@mh-hannover.de.

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Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de

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