Tübinger Neurowissenschaftler erhalten 1,7 Millionen von der EU für die Erforschung der Parkinson-Erkrankung

Gefördert werden beide Institute im Rahmen des europäischen Projektkonsortiums MEFOPA (European Project on Mandelian Forms of Parkinsons Disease ). Insgesamt stellt die Europäische Union dem Projektkonsortium mit 21 Partnerinstituten aus 13 europäischen Ländern Mittel in Höhe von 5,8 Millionen Euro zur Verfügung. In MEFOPA entsteht ein Forschungsnetz, das über die weltweit größte Kohorte aus Patienten und Risikopersonen für die vererbbaren familiären Formen der Parkinson-Erkrankung verfügt.

Das Forschungsprojekt, das am ersten April 2010 startet und für drei Jahre läuft, wird sich mit den familiären Formen der Parkinson-Erkrankung beschäftigen. Im Unterschied zur sporadischen Parkinson-Erkrankung, der mit ca. 95% der Erkrankungen bei weitem häufigsten Form, kommen die vererbbaren, sogenannten familiären Formen selten vor. Da die familiären Formen aber viele klinische, pathophysiologische und molekulare Merkmale mit der sporadischen Form teilen, gelten sie als geeignete Krankheitsmodelle der häufig auftretenden sporadischen Form der Krankheit. Sie erlauben den Wissenschaftlern Rückschlüsse auf die bisher noch unbekannten Ursachen für die Auslösung und das Fortschreiten der Neurodegeneration im Verlauf der Erkrankung.

Auf Basis der seltenen, familiär vererbten Formen der Parkinson-Krankheit wurden bereits erhebliche Fortschritte im Verständnis der molekularen Vorgänge erzielt, die zur Neurodegeneration bei Parkinson im allgemeinen führen. Zudem konnte kürzlich durch die Arbeitsgruppe des wissenschaftlichen Koordinators von MEFOPA, Prof. Dr. Thomas Gasser (HIH und Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, DZNE), gezeigt werden, dass Gene die für familiäre Parkinson-Formen verantwortlich sind, auch eine entscheidende Rolle als Risikofaktoren für die Entstehung des sporadischen Parkinsons spielen.

Das Projektkonsortium MEFOPA vereinigt die wichtigen europäischen Institute, die zum familiären Parkinson forschen, in einem Forschungsnetz.

In dieser Zusammenarbeit verfügt MEFOPA damit über die weltweit größte Kohorte aus Patienten und Risikopersonen zum familiären Parkinson. „Die Untersuchung dieser Kohorte bietet die einmalige Chance, neuartige Erkenntnisse zu Entstehung der Parkinson-Erkrankung zu gewinnen, insbesondere in Hinsicht auf Symptome, die zu Beginn der Krankheit vor Einsetzen der Bewegungsstörung auftreten. Es besteht die realistische Hoffnung, dass hierdurch Biomarker gefunden werden können, die es erlauben, den Krankheitsfortschritt zu messen. Damit wird MEFOPA überhaupt erst die notwendigen Voraussetzungen schaffen, um dann später bestimmte Patientengruppen und sogar präsymptomatische Mutationsträger ursächlich behandeln zu können,“ so Professor Thomas Gasser.

Um Biomarker und Ansatzpunkte für neue Therapien zu identifizieren, wird das Projekt eine große Bandbreite an in vitro und in vivo Modellen und Methoden verwenden, die auf die wichtigsten Parkinson-Gene und relevante pathologische Prozesse fokussiert sind.

Die Tübinger Wissenschaftler um Professor Thomas Gasser (HIH und DZNE) und Professor Olaf Riess (Institut für Humangenetik) haben dieses europäische Großprojekt nicht nur initiiert, sondern nehmen im Konsortium auch die koordinierende Rolle ein und leiten zudem sechs der achtzehn Teilprojekte.

Kontakte

Universitätsklinikum Tübingen, Zentrum für Neurologie
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)
Partnerstandort Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
Professor Dr. Thomas Gasser
Tel. 07071/29-8 20 48
thomas.gasser@uni-tuebingen.de
Medizinische Fakultät Universität Tübingen
Institut für Humangenetik
Professor Dr. Olaf Riess
Tel. 07071/29-76458
olaf.riess@med.uni-tuebingen.de
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)
Externe Pressestelle:
Kirstin Ahrens
Tel. 07073-500 724, Mobil: 0173 – 300 53 96
mail@kirstin-ahrens.de

Media Contact

Dr. Ellen Katz idw

Weitere Informationen:

http://www.medizin.uni-tuebingen.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer