Schweißdrüsenkarzinom (ADPA): Erste Einblicke in Genexpressionsmuster

Histologische Merkmale: (a) Solider, in Teilen zystischer Tumor ohne Verbindung zur Epidermis. Basaloider Zelltyp. (b) Solide hyper-zelluläre Tumorareale mit dicht gepackten Tumorzellen, atypischen Nuklei und Mitosen. Dicht gepackte spindelförmige Zellen sind ein Schlüssel zur Diagnosestellung. (c) Areal mit zystischer Konfiguration zeigen charakteristische papilläre Projektionen, namensgebend für das ADPA. Surowy et al. Br J Dermatol. 2018 Nov 25. doi: 10.1111/bjd.17446.

Schweißdrüsenkarzinome (SK) sind seltene Tumoren der Hautanhangsgebilde (< 0,005% – 0,01% aller kutanen Karzinome), die ein heterogenes Spektrum histologischer Subtypen umfassen. Sie treten klinisch variabel auf und haben eine starke Tendenz zu Lokalrezidiven und/oder metastasierenden mit einer hohen Sterblichkeit einhergehenden Verläufen.

Eine Studie des Instituts für Humangenetik und des Instituts für Stammzellforschung und regenerative Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die in der Zeitschrift British Journal of Dermatology publiziert wurde, zeigt zum ersten Mal systematische Transkriptom-Analysen an den sehr kleinen, technisch herausfordernden FFPE-gebetteten Tumoren.

Aggressive digitale papilläre Adenokarzinome (ADPA) stellen eine homogene Subgruppe ekkriner Schweißdrüsenkarzinome dar. Dieser Tumor tritt bevorzugt bei älteren Patienten und nahezu ausschließlich an Extremitäten wie Fingern, Handflächen, Zehen und Fußsohlen auf.

Diese Tumoren zeigen sich als kleine (mittlerer ø 13 mm), derbe, schmerzlose, teils zystische, teils solide Tumoren. Eine sichere Diagnosestellung ist nur histologisch, d.h. auf der Basis feingeweblicher Untersuchungen, möglich.

Therapie der Wahl ist eine radikale chirurgische Entfernung, die sich häufig nur über eine Amputation des entsprechenden Fingers oder Zehs erreichen lässt. Trotz radikaler Chirurgie treten aber Rezidive sowie Lokal- und Fernmetastasen auf.

Bei ADPA handelt es sich um sporadische Tumoren, deren Entstehung auf dem kumulativen Erwerb somatischer Mutationen beruht. Die Genetik und Pathogenese ist unbekannt, die therapeutische Situation häufig unzureichend.

Bei der Entstehung verschiedener Malignome ist FGFR2 (Fibroblast growth factor receptor 2) Teil des FGF/FGFR Signalweges, der für essentiell biologische Prozesse wie z.B. Zellproliferation, Zelldifferenzierung oder Angiogenese von Bedeutung ist. Die Hauptautoren der Publikation, Harald Surowy, Anna Giesen und Jörg Otte berichten:

„Wir konnten überraschenderweise zeigen, dass FGFR2 in dieser seltenen Tumorentität über-exprimiert wird. Dieser Befund ist von großem Interesse im Sinne eines therapeutischen Ansatzes, da sich momentan eine Reihe von FGFR-Inhibitoren in der aktiven Entwicklung oder in der Erprobungsphase zur Behandlung maligner Tumorerkrankungen befinden.“

Die Seniorautoren James Adjaye und Silke Redler resümieren: „Es ist uns ein großes Anliegen, Forschung an der seltenen Tumorentitäten der Schweißdrüsenkarzinoms gemeinsam voranzutreiben.

Nur eine systematische molekulare Analyse und die Entschlüsselung von molekularen Signalwegen werden zur Aufklärung der biologischen Grundlagen und zu einem tiefgreifenden Verständnis der beteiligten Krankheitsmechanismen dieser Tumoren führen.

Dies ist der Schlüssel für die betroffenen Menschen – trotz der Seltenheit und der Komplexität dieser Tumor-Entität – perspektivisch von einer adäquaten Therapie zu profitieren. Wir werden systematische Transkriptom-Analysen an weiteren Subtypen von Schweißdrüsenkarzinomen durchführen, um ein noch umfassenderes Bild der Genexpressionsmuster zu erlangen.

PD Dr. Silke Redler, Institut für Humangenetik, Universitätskllinikum Düsseldorf, Silke.Redler@med.uni-duesseldorf.de, 0211 / 81-10423
Prof. Dr. James Adjaye, Institut für Stammzellforschung und Regenerative Medizin, James.adjaye@med.uni-duesseldorf.de

Surowy HM, Giesen AK, Otte J, Büttner R, Falkenstein D, Friedl H, Meier F, Petzsch P, Wachtmeister T, Westphal D, Wieczorek D, Wruck W, Adjaye J, Rütten A, Redler S.: Gene expression profiling in aggressive digital papillary adenocarcinoma sheds light on the architecture of a rare sweat gland carcinoma. Br J Dermatol. 2018 Nov 25. doi: 10.1111/bjd.17446. [Epub ahead of print]. PMID: 30472730

http://www.uniklinik-duesseldorf.de/humangenetik

Media Contact

Silke Redler, Redaktion idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.hhu.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer