Schluckimpfung für die Mutter soll Kind vor drohender Lebertransplantation schützen

Die Gallengangatresie ist eine heimtückische Krankheit, bei der die Leber von betr offenen Kindern im Zeitraffertempo zerstört wird. Die Erkrankung beginnt mit der Geburt und zerstört das Organ so rasend schnell, dass 80 Prozent dieser kleinen Patienten eine Lebertransplantation benötigen, bevor sie zwei Jahre alt sind.

Weil die Ursache dieser extrem selten auftretenden Krankheit völlig unbekannt ist, gibt es bisher keine ursächliche oder gar prophylaktische Therapie. Eine völlig neue Perspektive hat sich mit der Markteinführung eines ersten Impfstoffs gegen das Rotavirus ergeben.

Mit dieser Schluckimpfung für dier Mütter sollen vor allem kleine Kinder vor dem häufigsten Erreger für schwere Durchfallserkrankungen geschützt werden. Forscher der Klinik für Kinderchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben diesen Impfstoff erstmals in einem Tiermodell zur Gallengangatresie einsetzt und damit erreicht, dass bei neugeborenen Mäusen die Häufigkeit der Erkrankung von 80 auf drei Prozent gesunken ist.

„Wir konnten zeigen, dass dieser Effekt nicht auf einem Schutz vor dem Virus selbst basiert“, erläutert MHH-Kinderchirurg Professor Dr. Claus Petersen. „Der Impfstoff erweitert vielmehr den immunologischen Nestschutz und schließt so eine Lücke in dem noch unreifen Immunsystem des Neugeborenen.“

Den Wissenschaftler aus der MHH-Klinik für Kinderchirurgie (Direktor: Professor Dr. Benno Ure) ist es zumindest im Tierversuch damit weltweit zum ersten Mal gelungen, den dramatischen Verlauf einer bisher als unheilbar geltenden Erkrankung durch eine Schluckimpfung der Mütter aufzuhalten. „Unsere Beobachtung verbessert nicht nur das Verständnis der Gallengangatresie, sondern sie kann dazu beitragen, die Zahl der kindlichen Lebertransplantationen drastisch zu verringern“, betont Professor Petersen. „Außerdem eröffnen die Forschungsergebnisse einen ganz neuen Blick in die Entwicklung des unreifen Immunsystems und zeigen neue Perspektiven für die Erforschung und Behandlung weiterer Erkrankungen des Neugeborenen auf.“

Professor Petersen und seine Kollegin Dr. Carmen Turowski werden Anfang Oktober auf dem 21. Internationalen Symposium für Kinderchirurgieforschung in Leipzig über aktuelle Ergebnisse dieser Versuchsreihe berichten.

Weitere Informationen erhalten Sie ist Prof. Dr. Claus Petersen, petersen.claus@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-9047.

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Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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