Prostatakrebs: durch Strahlentherapie heilbar

Die Diagnose Prostatakrebs bedeutet heute für die Betroffenen nicht mehr automatisch eine Operation. In vielen Fällen können die Patienten durch Strahlenbehandlung geheilt werden. Möglich wurde dies durch die Fortschritte, die in den letzten zehn bis 15 Jahren auf dem Gebiet der Strahlentherapie erzielt wurden. Ein zweitägiges internationales Symposium der Klinik für Strahlentherapie des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München beschäftigt sich mit den jüngsten Entwicklungen in der Strahlentherapie bei Prostatakarzinom.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern in den Industrienationen. Schätzungen zufolge entwickelt jeder fünfte Mann im Lauf seines Lebens Prostatakrebs. Die gute Nachricht ist, dass die Sterblichkeitsrate bei dieser Krebsart relativ niedrig ist. Dazu haben auch die Fortschritte in der Behandlung beigetragen. Besonders in der Strahlentherapie wurden durch koordinierte Forschungsanstrengungen von Strahlentherapeuten, Physikern, Ingenieuren, Informatikern und der medizintechnischen Industrie weitreichende Verbesserungen erzielt.

„Dank dieses enormen technologischen Fortschritts wird die Strahlentherapie heutzutage als gleichwertig zur radikalen Operation beim Prostatakarzinom angesehen und ist zudem sehr gut verträglich“, so Prof. Michael Molls, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie am Klinikum rechts der Isar.

„Insbesondere auch für ältere Patienten mit Prostatakrebs stellt die Strahlentherapie die derzeit beste Alternative zu einer kurativen Operation dar. Die interdisziplinäre Planung und Beratung der Patienten hat hier einen besonderen Stellenwert für den langfristigen Therapieerfolg“, ergänzt Prof. Jürgen Gschwend, Direktor der Urologischen Klinik am Klinikum rechts der Isar.

Auf dem Symposium sprechen internationale Experten über die neuen Hochpräzisionstechnologien in der Strahlentherapie und deren Einsatz zur Behandlung von Prostatakrebs. Zur exakten Lokalisierung der Tumoren steht der Strahlentherapie heute die bildgeführte Strahlentherapie (Image Guided Radiotherapy, IGRT) zur Verfügung: Hierbei werden täglich Aufnahmen des zu bestrahlenden Zielvolumens gemacht, die elektronisch mit den Bildern der ursprünglichen Bestrahlungsplanung überlagert werden. Wenn die aktuelle Position der Prostata von der geplanten abweicht, wird die Lage des Patienten entsprechend korrigiert und die Bestrahlung kann im Anschluss exakt erfolgen. Ein weiteres Hochpräzisionsverfahren ist die Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT), die es ermöglicht, die Strahlendosis besser als mit herkömmlichen Bestrahlungsmethoden an das zu bestrahlende Gebiet anzupassen. Bei dieser Technik werden die einzelnen Bestrahlungsfelder in viele kleine Unterfelder gegliedert, die mit unterschiedlicher Strahlenintensität behandelt werden. Auf diese Weise ist es möglich, auch komplex geformte Tumoren und Zielgebiete präzise mit hohen Dosen zu bestrahlen und so umliegendes gesundes Gewebe zu schonen.

„Wir gehen davon aus, dass mit den beiden sehr aufwändigen Verfahren der IGRT und der IMRT der Behandlungserfolg bei Prostatakrebs weiter verbessert wird. Die Langzeitergebnisse stehen jedoch noch aus“, so PD Dr. Hans Geinitz, leitender Oberarzt der Klinik. Außer dem Klinikum rechts der Isar bieten derzeit nur wenige Strahlentherapiezentren in Deutschland die beiden Hochpräzisionstherapien für das Prostatakarzinom an.

„In unserer Klinik setzen wir verschiedene IGRT- und IMRT-Technologien bei Prostatakrebs ein. Hierdurch eröffnen sich nicht nur ganz neue Möglichkeiten in der Patientenbehandlung, sondern auch in der klinisch-wissenschaftlichen Forschung“, so Frau Dr. Nona Duma, Assistenzärztin der Klinik.

Auf dem zweitägigen Treffen in München geht es auch darum, die weltweiten Erfahrungen mit dem Einsatz der neuen Technologien in der Behandlung des Prostatakarzinoms zu sammeln und zukünftige Strategien und Konzepte zu formulieren.

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Tanja Schmidhofer idw

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