Passivrauchen führt bei Kindern zu Entzündungsreaktionen

Sind Kinder Zigarettenrauch ausgesetzt, zeigen bestimmte Entzündungs- und Stoffwechselmarker im Blut Veränderungen, die im fortgeschrittenen Lebensalter das Risiko von Arteriosklerose und damit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.

Bei Erwachsenen sind diese Veränderungen bereits bekannt, bei Kindern gab es bisher kaum Erkenntnisse dazu. Die Studie der Wissenschaftler aus Ulm und Stuttgart, die im renommierten European Heart Journal erscheint, zeigt nun deutliche Hinweise auf biochemische Veränderungen durch Passivrauchen bereits im Kindesalter.

In einer Querschnittstudie analysierten die Wissenschaftler Blutwerte von 383 Viertklässlern aus Routineuntersuchungen der Beobachtungsgesundheitsämter des baden-württembergischen Landesgesundheitsamtes und setzten sie mit Ergebnissen eines Elternfragebogens in Zusammenhang. Rauchten die Eltern mehr als 10 Zigaretten am Tag, zeigten sich mehrere Entzündungsmarker im Blut der Kinder erhöht. Bestimmte Stoffwechselmarker, die funktionierende Stoffwechselvorgänge anzeigen, waren dagegen abgesenkt.

„Diese Anhäufung von negativen Veränderungen erhöht das Risiko der Kinder, vorzeitig an Arteriosklerose zu erkranken. Dabei bilden sich an den Wänden der Blutgefäße Ablagerungen (sog. Plaque), die unter bestimmten Bedingungen an der Oberfläche einreißen und durch die Auflagerung eines Blutgerinnsels im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt führen können“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Koenig, senior author der Studie und Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin II (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Vinzenz Hombach).

Kinder mit rauchenden Eltern sind über viele Jahre hinweg den gesundheitsschädlichen Stoffen des Tabakrauchs ausgesetzt. „Selten leiden Viertklässler bereits unter offensichtlichen Symptomen. Aber wir konnten nun zeigen, dass ihr Körper dennoch darauf reagiert. Die veränderten biochemischen Marker weisen auf eine dauerhafte leichte Entzündungsreaktion und frühzeitige Veränderungen im Stoffwechsel hin“, so Koenig. Je mehr Zigaretten die Eltern täglich rauchten, desto deutlicher reagierten die Markerstoffe. „Wichtig wäre nun, in einer Langzeitstudie das Fortschreiten der Entzündungsreaktion und die Auswirkungen der veränderten Stoffwechselmarker zu beobachten“, betont Professor Koenig. „In der Kindheit werden viele Grundlagen für die spätere Gesundheit gelegt, deshalb müssen wir über so häufige Einflüsse wie das Passivrauchen mehr wissen.“

An der Forschungsarbeit waren Wissenschaftler des Instituts für Epidemiologie der Universität Ulm, des Instituts für Informatik der Hochschule Ulm, des baden-württembergischen Landesgesundheitsamtes Stuttgart und der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin II beteiligt. Der Fachartikel erscheint im European Heart Journal (doi: 10.1093/eurheartj/ehp180).

Petra Schultze

Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Einstein-Allee 29
D – 89081 Ulm
Tel.: +49 – (0)731 – 500 43025
Fax: +49 – (0)731 – 500 43026
Mail: petra.schultze@uniklinik-ulm.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer