Neues Zentrum erforscht die Entwicklung von Gehirn und Verhalten

Der Blick ins Hirn zeigt, dass psychische Erkrankungen wie auch Alterungsprozesse verschiedene Organisationsebenen betreffen. MPG / istockphoto

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, gründen die Max-Planck-Gesellschaft und das University College London ein neues Forschungszentrum: das Max Planck UCL Centre for Computational Psychiatry and Ageing Research.

Psychische Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie oder Autismus können häufig noch nicht erfolgreich behandelt werden. Einige wichtige molekulare und strukturelle Veränderungen des Gehirns sind zwar bekannt; doch oft fehlen gute Erklärungen, wie diese Veränderungen mit den Veränderungen im Verhalten zusammenhängen.

Und auch die Zusammenhänge zwischen alterungsbedingten Veränderungen von Gehirn und Verhalten werden nur unzulänglich verstanden. Das Hauptziel des neugegründeten Max Planck UCL Centre for Computational Psychiatry and Ageing Research besteht deshalb im besseren Verständnis der Ursachen psychischer Erkrankungen sowie der Ursachen der Unterschiedlichkeit geistiger Entwicklung im Erwachsenenalter insgesamt. Dabei bilden Computermodelle der neuronalen Aktivität das zentrale theoretische Werkzeug des Zentrums.

„Am Max Planck UCL Center for Computational Psychiatry and Ageing Research bringen wir weltweit führende Forscher in der Entwicklungspsychologie und der Neurologie zusammen. So können wir eine Brücke vom Experiment zur klinischen Forschung schlagen“, sagt Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. „Eine derart herausragende Kooperation ist nur möglich zwischen Einrichtungen von großer internationaler Strahlkraft, wie sie die Max-Planck-Gesellschaft und das University College London besitzen.“

Psychischen Erkrankungen und Alterungsprozessen ist gemeinsam, dass sie verschiedene Organisationsebenen im Gehirn betreffen, vom Erbgut über die Proteinsynthese bis hin zu Nervenzellen und deren Netzwerken. Computermodelle bieten die Möglichkeit, Zusammenhänge zwischen diesen Ebenen herzustellen. Dabei bildet die Modellierung der neuronalen Mechanismen des Verhaltens gesunder junger Erwachsener zumeist den Ausgangspunkt der Untersuchungen. Anschließend simulieren die Forscher am Modell die vermuteten Ursachen alterungsbedingter Veränderungen oder psychischer Erkrankungen (z.B. Depression). Schließlich überprüfen sie die Übereinstimmung zwischen den simulierten und den empirisch beobachteten Veränderungen.

Die Forscher wollen ihre Modelle auf detaillierte Verhaltensbeobachtungen einzelner Personen beziehen und daraus Prognosen über deren Entwicklung ableiten. Die Erkenntnisse des Zentrums sollen Auskunft darüber geben, wie sich die geistige Leistungsfähigkeit im Alter möglichst lange erhalten lässt und wie psychische Krankheiten früher erkannt und besser behandelt werden können.

Zwei Direktoren leiten das Zentrum: Ray Dolan für das University College London und Ulman Lindenberger für die Max-Planck-Gesellschaft. Ein Koordinationskomitee repräsentiert zudem alle vier Forschungsinstitutionen, die beteiligt sind: die Gatsby Computational Neuroscience Unit (Peter Dayan), das Max-Planck Institut für Bildungsforschung (Ulman Lindenberger), das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (Arno Villringer) und das Wellcome Trust Centre for Neuroimaging (Ray Dolan). Das Zentrum hat je einen Standort in London und Berlin. Der Londoner Standort ist Russell Square, in der Nähe des Wellcome Trust Centre for Neuroimaging. In Berlin befindet sich das Zentrum am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Die Eröffnungsfeier des neuen Zentrums wird am 1. April 2014 in den Räumen der Royal Society in London stattfinden. Die Grußworte sprechen Michael Arthur, Präsident und Kanzler des University College London, Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, David Willetts, Staatsminister für Hochschulen und Wissenschaft, United Kingdom, Rudolf Adam, Geschäftsträger a.i. der Deutschen Botschaft London, sowie Ray Dolan und Ulman Lindenberger. Nobelpreisträger Eric Kandel, Neurowissenschaftler und Direktor am Kavli Institute for Brain Science, Columbia University, New York, wird den Festvortrag halten.

https://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2014/03/neues-zentrum-erforscht-die-ent…

Media Contact

Kerstin Skork Max-Planck-Institut

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer