Neuer medikamentöser Therapieansatz zur Behandlung der Fettlebererkrankung erfolgreich getestet

Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung hat sich zu einer globalen Epidemie ausgeweitet. Etwa jeder dritte erwachsene Deutsche hat bereits eine Fettleber. Das ist nicht nur problematisch hinsichtlich des möglichen Fortschreitens der Erkrankung hin zu Leberzirrhose und Leberkrebs, sondern vor allem auch wegen des hohen Risikos für die Entstehung von Typ 2 Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen.

In den vergangenen Jahren wurde weltweit verstärkt an den Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Fettleber geforscht. Wissenschaftler der Tübinger Medizinischen Universitätsklinik, Abt. IV konnten mit der TULIP-Studie (Tübinger Lebensstil Interventionsprogramm) nachweisen, dass eine strukturierte Lebensstilintervention bei der Behandlung der Fettlebererkrankung sehr erfolgreich ist. Sie zeigten jedoch auch, dass nicht jeder Mensch gleich gut von solch einer Intervention profitiert***. Deshalb wurde verstärkt nach neuen medikamentösen Therapieansätzen gesucht und eine klinische Studie dazu durchgeführt.

Mit Hilfe eines sich in der Entwicklung befindlichen Medikamentes zur Hemmung des Enzyms 11-βHSD1, welches Cortisol aus der inaktiven Vorstufe Cortison herstellt, wurde versucht, den Leberfettgehalt zu vermindern. Dabei konnte, bei dreimonatiger Gabe dieses Präparates der Leberfettgehalt im Vergleich zu einem Scheinpräparat reduziert werden. Bei 20 Prozent der Betroffenen konnte die Fettleber sogar rückgängig gemacht werden. Bei Patienten, die das neue Präparat erhielten, verringerten sich die erhöhten Leberenzyme, die Patienten nahmen deutlich an Gewicht ab, und verloren vor allem ungünstiges Bauchfett.

„Diese neuen Erkenntnisse sind ein erster Schritt, um bei Menschen die nicht ausreichend von einer Lebensstilintervention zur Behandlung der Fettlebererkrankung profitieren, eine weitere Therapieoption zu haben. Möglicherweise hat dieses neue Therapiekonzept in der Zukunft auch zunehmend Bedeutung für die Therapie der Adipositas“, so Studienleiter Prof. Norbert Stefan.

Beteiligt an der Studie bei Menschen mit einer Fettlebererkrankung im Rahmen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) waren Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik, Abt. IV Tübingen, des Deutschen Diabetes-Zentrums Düsseldorf, des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam, der Medizinischen Klinik der Universität Wien und das Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche.

Weitere Studien in Kooperation mit den beteiligten Institutionen, vor allem mit dem DZD, sind geplant.

Audiointerview mit Prof. Stefan vom 17.2.2014 zum Abruf
unter http://www.thelancet.com/landia-audio/
Titel der Publikationen
**Stefan N, Ramsauer M, Jordan P, Nowotny B, Kantartzis K, Machann J, Hwang JH, Nowotny P, Kahl S, Harreiter J, Hornemann S, Sanyal AJ, Stewart PM, Pfeiffer AF, Kautzky-Willer A, Roden M, Häring HU, Fürst-Recktenwald S. Inhibition of 11β-HSD1 with RO5093151 for non-alcoholic fatty liver disease: a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. The Lancet Diabetes & Endocrinology 2014;1:152-162 doi: 10.1016/S2213-8587(13)70170-0.

***Kantartzis K, Thamer C, Peter A, Machann J, Schick F, Schraml C, Königsrainer A, Königsrainer I, Kröber S, Niess A, Fritsche A, Häring HU, Stefan N. High cardiorespiratory fitness is an independent predictor of the reduction in liver fat during a lifestyle intervention in non-alcoholic fatty liver disease. Gut. 2009 Sep;58(9):1281-8. doi: 10.1136/gut.2008.151977.

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Universitätsklinikum Tübingen
Medizinische Klinik, Abteilung IV
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