Neuer Mechanismus der Genominstandhaltung aufgeklärt

Forscher am Institut für Immunologie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden konnten jetzt zeigen, dass bei der Verdoppelung des Erbgutes vor der Zellteilung regelmäßig Fehler gemacht werden, die die Stabilität des Genoms bedrohen.

Statt der normalen DNS-Bausteine werden von den Replikationsenzymen oftmals fälschlicher Weise RNS-Bausteine eingebaut. Diese sind den DNS-Bausteinen zwar ähnlich, vermindern jedoch die chemische Stabilität des DNS-Fadens.

Das Leben von Säugetieren hängt entscheidend davon ab, dass bei einer Zellteilung eine intakte Kopie des Erbgutes, also der chromosomalen Desoxyribonukleinsäure (DNS), an die Tochterzellen weitergegeben wird. Da die riesigen DNS-Moleküle permanenter Schädigung durch zum Beispiel Sonnenlicht, radioaktive Strahlung und Chemikalien ausgesetzt sind, widmen alle Zellen der Instandhaltung des Genoms erhebliche Energie.

Wie die Arbeitsgruppe von Professor Axel Roers in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes „Journal of Experimental Medicine“ berichtet, hat das Enzym RNase H2 die Aufgabe, die RNS-Bausteine aus der DNS zu entfernen. Ein gentechnisch herbeigeführter Enzymdefekt resultierte in stark erhöhten Zahlen von RNS-Bausteinen im Erbgut, einer Aktivierung der DNS-Reparaturmaschinerien und einer Blockade der Zellteilung mit tödlichen Folgen für den Säugetierorganismus.

Eine Konkurrenzarbeit einer schottischen Arbeitsgruppe mit ähnlichen Ergebnissen erschien wenige Wochen zuvor im Fachblatt „Cell“. Beide Gruppen hatten ursprünglich an der Rolle von erblichen RNase H2-Defekten bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen wie dem Lupus erythematodes gearbeitet und waren dabei auf die Funktion des Enzyms in der Erhaltung der Genomstabilität gestoßen.

Die Arbeitsgruppe von Professor Roers ist Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Dresdner Universitätsklinikum geförderten interdisziplinären Forschungsverbundes KFO 249 „Defekte des angeborenen Immunsystems bei autoinflammatorischen und autoimmunologischen Erkrankungen“, in dem die Wissenschaftler gemeinsam an der Aufklärung von Krankheitsmechanismen genetisch verursachter entzündlicher Erkrankungen arbeiten.

Kontakt:
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Institut für Immunologie
Prof. Dr. Axel Roers
Telefon 0351 458 6500
Fax 0351 458 6316
E-Mail axel.roers@tu-dresden.de

Media Contact

Konrad Kästner / Mathias Bäumel idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-dresden.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer