Kriminalistisch gegen Lymphome vorgehen

Verbesserte Diagnosemöglichkeiten und individuell auf den Patienten abgestimmte Therapien – das sind die Früchte der Arbeit des wissenschaftlichen Verbundprojekts „Molekulare Mechanismen bei malignen Lymphomen“, das die Deutsche Krebshilfe seit 2004 mit insgesamt fast acht Millionen Euro gefördert hat.

Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten stand das Erstellen so genannter molekularer Fingerabdrücke von Lymphknotenkrebs. Diese „kriminalistische“ Herangehensweise ermöglichte den Wissenschaftlern, wichtige Hinweise für die Diagnose und Therapie von Lymphomerkrankungen zu sammeln. Lymphome treten in vielen unterschiedlichen Formen auf und haben in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Ländern ständig zugenommen.

Lymphome entstehen, wenn Gewebezellen der lymphatischen Organe wie Lymphknoten oder Milz zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Entwicklung unkontrolliert wachsen. Bei der feingeweblichen Untersuchung von Lymphknoten und Lymphgeweben lassen sich die Krankheitsbilder aus dem Kreis der bösartigen Lymphome identifizieren und den Untergruppen Morbus Hodgkin oder Non-Hodgkin-Lymphom zuordnen. Insgesamt gibt es mehr als 50 verschiedene Lymphomarten, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden. Daher fällt es den Ärzten bei bösartigen Lymphomen schwer, eine genaue Diagnose zu erstellen und zu bestimmen, welche Therapie für den Patienten am erfolgversprechendsten ist.

„Von der präzisen Diagnose hängt oftmals das Leben des Betroffenen ab“, erläutert Professor Dr. Lorenz Trümper vom Zentrum für Innere Medizin des Universitätsklinikums Göttingen. Daher hatten sich insgesamt 23 universitäre Kliniken und Forschungsinstitute zu einem Verbund zusammengeschlossen – mit Trümper als Sprecher. Die Deutsche Krebshilfe hat dieses wissenschaftliche Verbundprojekt mit insgesamt acht Millionen Euro gefördert. Ziel war es, eine Vielzahl bösartiger Lymphome genauestens zu charakterisieren und so ihre Diagnosemöglichkeiten entscheidend zu verbessern.

Dazu bedienten sich die Wissenschaftler modernster Labortechnik. Mittels molekularbiologischer Methoden konnten die Forscher gleichzeitig bei tausenden verschiedener Gene einer Zelle feststellen, ob sie gerade aktiv oder inaktiv sind. So erhielten sie einen einzigartigen genetischen Fingerabdruck der Tumorzellen. Da jeder Krebs ein eigenes Muster besitzt, konnten die Wissenschaftler einen molekularen Steckbrief des jeweiligen Lymphoms erstellen. Anhand dieser Steckbriefe lassen sich präzise Aussagen über die Lymphomart, den Krankheitsverlauf und die Heilungschancen der Betroffenen machen. Nach diesen Kriterien kann die Therapie zukünftig individuell an den Patienten angepasst werden, um so das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen.

„Dieser Forscherverbund gehört ohne Zweifel zu den Vorzeigeprojekten der Deutschen Krebshilfe“, betont Professor Dr. Brigitte Schlegelberger von der Medizinischen Hochschule Hannover und Gutachterin des Großprojekts im Fachausschuss ‚Forschung‘ der Deutschen Krebshilfe. „Das ist Forschung auf höchstem Niveau: Mit ihren Erkenntnissen haben die beteiligten Wissenschaftler dazu beigetragen, die Heilungschancen für viele Lymphom-Patienten auf lange Sicht erheblich zu verbessern.“

„Diese Ergebnisse zeigen, dass Erfolge in der Krebsforschung mit vielen kleinen Schritten erkämpft werden“, fügt Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, hinzu. „Doch der lange Atem der vielen beteiligten Forscher hat sich ausgezahlt: Dieses Forschungsprojekt hat die Krebs-Medizin sowohl in Deutschland als auch international ein ganzes Stück voran gebracht.“

Hintergrund-Information: Krebsforschung
Die Fortschritte in der Krebsforschung haben dazu beigetragen, neue wirkungsvollere Therapien gegen Krebs zu entwickeln und bestehende Behandlungsansätze weiter zu optimieren. So konnten die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen in den vergangenen Jahren stetig verbessert werden. Diese Erfolge sind auch der Deutschen Krebshilfe zu verdanken, denn die gemeinnützige Organisation ist der bedeutendste private Förderer der Krebsforschung in Deutschland. Allein 2011 investierte die Deutsche Krebshilfe etwa 32 Millionen Euro in die onkologische Forschung. Bei der Forschungsförderung gilt es, im Sinne einer optimalen Patientenversorgung vielversprechende Ergebnisse aus der Forschung schnell und effizient in die klinische Prüfung und Anwendung zu bringen.

Media Contact

Christiana Tschoepe Deutsche Krebshilfe e. V.

Weitere Informationen:

http://www.krebshilfe.de

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