Krebsforschung: Neue Therapieoption beim follikulären Lymphom

Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann im Gespräch mit einer Patientin

In dieser Studie wurde bei mehr als 1.200 Patienten mit nicht behandelten follikulären Lymphomen der neue Antikörper Obinutuzumab mit dem bislang als Standard angesehenen Antikörper Rituximab randomisiert verglichen. Beide Antikörper wurden jeweils mit einer Chemotherapie in den ersten sechs Monaten der Behandlung kombiniert, anschließend erfolgte eine Erhaltungstherapie über zwei Jahre.

Der Vergleich zeigte eine deutliche Überlegenheit des neuen Antikörpers, der die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls um mehr als ein Drittel reduzierte. Dies bedeutet, dass Patienten mit dieser Erkrankung durchschnittlich ca. drei Jahre länger ohne Rückfall leben und damit erheblich an Lebenszeit und Lebensqualität gewinnen.

Zwar war auch die Häufigkeit von Nebenwirkungen unter Therapie mit Obinutuzumab höher als mit Rituximab, diese Nebenwirkungen waren jedoch klinisch gut beherrschbar, so dass weder die Häufigkeit tödlicher Komplikationen noch die Rate von frühzeitigem Therapieabbruch erhöht war.

„Nach dem Ergebnis dieser Studie muss Obinutuzumab in Kombination mit Chemotherapie als neuer Standard in der Therapie follikulärer Lymphome angesehen werden“, sagt Prof. Dr. W. Hiddemann.

Das follikuläre Lymphom ist eine häufige Form von Lymphdrüsenkrebs, die vor allem bei älteren Menschen auftritt. Obgleich diese Krankheit auch heute nicht endgültig geheilt werden kann, gelingt es mit modernen Behandlungsverfahren, die Krankheit jahrelang, oft über mehr als 10-15 Jahre, mit nur einer Behandlung zurückzudrängen, so dass viele Patienten dank dieser effektiven Therapie eine normale, altersentsprechende Lebenserwartung haben.

„Die neue Behandlung mit Obinutuzumab führt zu einer weiteren großen Verbesserung der aktuellen Möglichkeiten und stellt einen substantiellen Fortschritt für Patienten mit follikulären Lymphomen dar“, fasst Prof. Dr. W. Hiddemann die aktuellen Daten zusammen. Besonders erfreulich ist, dass vor wenigen Wochen auch von den Aufsichtsbehörden (EMA und FDA) Obinutuzumab für diese Behandlung zugelassen wurde und damit allen betroffenen Patienten zur Verfügung steht.

Literatur:

Obinutuzumab for the First-Line Treatment of Follicular Lymphoma
R. Marcus, A. Davies, K. Ando, W. Klapper, S. Opat, C. Owen, E. Phillips, R. Sangha, R. Schlag, J.F. Seymour, W. Townsend, M. Trněný, M. Wenger, G. Fingerle Rowson, K. Rufibach, T. Moore, M. Herold, and W. Hiddemann
N Engl J Med 2017;377:1331-44. DOI: 10.1056/NEJMoa1614598
Copyright © 2017 Massachusetts Medical Society.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann
Direktor der Medizinischen Klinik III
Klinikum der Universität München (LMU)
Tel: +49 (0)89 4400 72551
E-Mail: sekrmed3@med.uni-muenchen.de

http://www.klinikum.uni-muenchen.de
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/de/das_klinikum/zentrale-bereiche/weitere-in…

Media Contact

Philipp Kressirer Klinikum der Universität München

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer