Gewebsregeneration als Chance bei bisher nicht heilbaren Krankheiten
Das erklärte Professor Stefan Bornstein, Direktor des Zentrums für Innere Medizin der Universität Dresden, beim Workshop „Therapeutische Strategien in der Regenerativen Medizin“ am 16. September in Berlin.
Die Paul-Martini-Stiftung hatte Wissenschaftler aus Deutschland, Italien und USA eingeladen, die aktuellen und künftigen Therapiemöglichkeiten der Regenerativen Medizin interdisziplinär zu diskutieren und Verbesserungsmöglichkeiten auszuloten. Professor Bornstein leitete den Workshop zusammen mit Professor Peter Scriba von der Universität München.
Regeneration geschädigter Gewebe oder Organe kann durch Anregung körpereigener Reparaturprozesse (etwa bei Osteoporose) oder mittels gezüchtetem, neuem Gewebe geschehen. Bei letzterem Ansatz, der auch Tissue Engineering genannt wird, könnten künftig vielleicht auch Stammzellen zum Einsatz kommen. Autologe – aus Zellen des Patienten selbst erzeugte – Gewebe sind dabei meist Fremdgeweben vorzuziehen, da sie keine Abstoßungsreaktionen provozieren. Das verspricht Fortschritte u. a. für die Behandlung von Herz-, Augen- und neurodegenerative Krankheiten.
Der Unterschied von regenerativer und medikamentöser Therapie werde gut bei Diabetes Typ 1 deutlich, so Bornstein. „Daran Erkrankte leiden bekanntlich daran, dass ihre Insulin-produzierenden Betazellen durch Autoimmunprozesse zerstört werden. Medikamentös lässt sich die fehlende Insulinsekretion durch Injektionen ausgleichen; doch gelingt das nicht perfekt. Die regenerative Medizin sucht hingegen nach Wegen, den Körper wieder mit funktionstüchtigen Betazellen auszustatten oder andere Körperzellen so umzuprogrammieren, dass sie als Betazellersatz dienen können.“Bornstein betonte aber auch: „In der Regenerativen Medizin muss die Translation der Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung behutsam erfolgen, um den Erfolg dieses jungen Fachs nicht zu gefährden.”
Bei der Entwicklung von Tissue Engineering-Produkten habe Deutschland international eine gute Position erreicht, erläuterte Scriba. Das habe auch der 3. Bericht der Task Force „Pharma“ vom März 2009 festgestellt. Überwiegend seien es bisher kleine und mittlere Unternehmen, die auf diesem Gebiet tätig sind.
Der Task Force-Bericht nennt aber auch Faktoren, die hierzulande einer raschen Fortentwicklung des Gebietes entgegen stehen: So würden Tissue Engineering-Produkte zumeist für einzelne Patienten hergestellt und im Rahmen komplizierter Behandlungsverfahren eingesetzt. Das mache es schwer, damit aussagekräftige klinische Studien durchzuführen. Diese werden für die inzwischen meist erforderliche Arzneimittelzulassung benötigt. Zudem fehlten gesundheitsökonomische Daten; diese erleichtern die Akzeptanz im Markt. Knappe Finanzen, wenig Personal und wenig Expertise für Genehmigungsverfahren seien für die Unternehmen weitere Hemmschuhe.
Was der Bericht über die industriellen Anstrengungen sage, gelte in entsprechender Weise auch für die akademischen Arbeitsgruppen in Deutschland, so Scriba. Der Workshop solle ein Beitrag dazu sein, einige der genannten Schwierigkeiten zu überwinden.
Die Paul-Martini-Stiftung
Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung, Berlin, fördert die Arzneimittelforschung sowie die Forschung über Arzneimitteltherapie und intensiviert den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern, der forschenden Pharma-industrie, anderen Forschungseinrichtungen und Vertretern der Gesundheitspolitik und der Behörden. Träger der Stiftung ist der vfa, Berlin, der als Verband derzeit 45 forschende Pharma-Unternehmen vertritt.
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