Fachhochschule Gelsenkirchen sagt gefährlichen Krankenhauskeimen den Kampf an

In Deutschland treten ca. 500.000 Krankenhausinfektionen im Jahr auf. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass sich jedes Jahr fünf Prozent der Krankenhauspatienten mit einem Keim infizieren. Die Folgen sind Lungenentzündungen, Wundinfektionen oder Blutvergiftungen, die bei rund 40.000 Patienten zum Tod führen. Besonders problematisch in diesem Zusammenhang sind sogenannte Methicillin-resistente-Staphylococcus-aureus-Bakterien (MRSA). Diese sind unempfindlich gegenüber dem Antibiotikum „Methicillin“ und den meisten anderen Antibiotika.

Studien haben bewiesen, dass eine verbesserte Handdesinfektion die Zahl nosokomialer Infektionen signifikant reduzieren kann. Als wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen wird von Experten daher eine sorgfältige Händehygiene angesehen. 20 bis 40 Prozent aller dieser Infektionen sind laut dem ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) durch bessere Überwachungssysteme vermeidbar.

„Genau hier setzt unsere Erfindung an“, so Prof. Dr. Udo Jorczyk. „Das intelligente Handhygiene-Monitoring-System ermöglicht eine kontinuierliche, automatisierte Überwachung der Handhygiene in Krankenhäusern, führt zu einer deutlichen Entlastung des Krankenhauspersonals und ermöglicht Kosteneinsparungen durch vermiedene Infektionen“.

Seit 2007 gibt es ein Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS) zur Verbesserung der Händehygiene. Dieses wurde vom NRZ (Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen) etabliert. Die Umsetzung in den Krankenhäusern gestaltet sich allerdings sehr aufwendig, da der Handdesinfektionsmittelverbrauch erfasst werden muss.

Für das Personal bedeutet die Dokumentation und Verarbeitung der zu erhebenden Daten einen großen zeitlichen Aufwand. Als besonders nachteilig erweist sich, dass mit KISS allein ein kurzfristiges Reagieren auf Ereignisse, wie z.B. das gehäufte Auftreten von Infektionen, nicht möglich ist. Dies liegt daran, dass die Datenerhebung bei KISS für einen Beobachtungszeitraum von einem Jahr vorgenommen wird. Daten, die für eine Entscheidungsfindung benötigt werden, liegen zu diesem Zeitpunkt möglicherweise noch nicht vor.

„IHMoS setzt daher darauf, die Daten zur Händedesinfektion kontinuierlich und automatisch zu erfassen und sie jederzeit abrufen zu können“, so Bastian Urban, zusammen mit Jorczyk einer der Erfinder von IHMoS. „Sobald jemand den Desinfektionsspender betätigt, erfasst IHMoS das als Information und speichert es im Krankenhausinformationssystem (KIS). Die Daten sind daher jederzeit und unmittelbar auswertbar und können zu Handlungsempfehlungen führen. Diese Informationen dienen der Hygienefachkraft, um zeitnah auf Ereignisse reagieren zu können oder notwendige, hygienerelevante Arbeitsanweisungen zu entwickeln“.

Nach Aussage von Jorczyk wurde das System nach umfangreichen Interviews mit Anwendern konzipiert und nachhaltig sowie ressourcenschonend entwickelt. Durch einen einfachen Austausch von Modulen ist IHMoS in Europa, Asien und den USA einsetzbar. Die im Krankenhaus vorhandenen Desinfektionsmittelspender können in der Regel nachgerüstet werden. Nachträgliche elektrische oder mechanische Installationen sind nicht notwendig. Die Handdesinfektionsmittelspender benötigen keine Batterien.

„Hier liegt der besondere Vorteil von IHMoS“, so Urban. „Die Akzeptanz von Geräten für deren Gebrauch Batterien benötigt werden, ist sehr gering und sicherlich aus Sicht des Umweltschutzes und der Ressourcenschonung abzulehnen, wenn eine bessere Alternative verfügbar ist. Daher verwenden wir für die Erzeugung der benötigten Energie eine neue Technologie, die beispielsweise aus der Betätigung eines Desinfektionsmittelspenders in Verbindung mit einer sehr energieeffizienten Elektronik die benötigte Funktionalität gewährleistet. IHMoS benötigt daher keine Batterien und ist praktisch wartungsfrei.“

Nach Abschluss der klinischen Studie Anfang September rechnet Jorczyk damit, die weitere Produktentwicklung zügig abzuschließen. Das System wurde bisher zwei führenden Medizintechnik-Unternehmen vorgeführt. Beide Unternehmen sind an IHMoS interessiert. Momentan werden Gespräche mit einem der beiden Unternehmen bezüglich einer Technologiepartnerschaft für Europa und Asien zwecks Einführung von IHMoS in Kliniken und Unternehmen der Lebensmittel verarbeitenden Industrie geführt.

„Der Erfolg von IHMoS hängt sicherlich von vielen Faktoren ab, von denen einige heute vielleicht noch nicht bekannt sind. Ich bin aber zuversichtlich, dass in naher Zukunft IHMoS in Kliniken und Unternehmen zum Einsatz kommen wird, um Patienten und Kunden eine angemessene Transparenz bezüglich hoher Hygiene-Qualitätsstandards bieten zu können“, so Jorczyk.

Ihr Medienansprechpartner für weitere Informationen:
Prof. Dr. Udo Jorczyk, Fachbereich Physikalische Technik der Fachhochschule Gelsenkirchen, Telefon (0209) 9596-584, Telefax (0209) 9596-760, E-Mail: udo.jorczyk@fh-gelsenkirchen.de

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Dr. Barbara Laaser idw

Weitere Informationen:

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