Eigenmächtiges Absetzen von ASS erhöht Schlaganfallrisiko

Ärzte verordnen es regelmäßig nach einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder anderen Kreislauferkrankungen, die Folge einer Gefäßverkalkung sind. Setzen die Patienten das Medikament eigenmächtig ab, erhöht sich ihr Schlaganfallrisiko erheblich. Darauf weist die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft anlässlich einer aktuellen britischen Studie hin, die kürzlich im Fachmagazin Neurology erschienen ist.

ASS hemmt die Verklumpung von Blutplättchen und verhindert so, dass sich Blutgerinnsel bilden. Diese können das Gefäß verschließen und einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen. „Patienten, die ASS eigenmächtig absetzen, verlieren diesen Schutz“, erklärt Professor Dr. med. Joachim Röther, Erster Vorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona.

Welche Folgen das Unterlassen der ASS-Einnahme haben kann, zeigt eine aktuelle Auswertung von Krankenakten aus Großbritannien. Etwa 14 Prozent aller Patienten im Alter von über 50 Jahren hatten ihre Medikamente abgesetzt – meist aus eigenem Antrieb und ohne Rücksprache mit dem Arzt. „Das Risiko, einen ischämischen Schlaganfall oder die Vorstufe TIA – eine sogenannte transitorische ischämische Attacke – zu erleiden, erhöhte sich dadurch um 46 Prozent“, berichtet DSG-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Martin Grond, Chefarzt am Kreisklinikum Siegen. Beim ischämischen Schlaganfall sterben infolge eines Gefäßverschlusses Hirnzellen ab. Dies kann unter anderem zu Sprachstörungen oder Lähmungen führen. Bei einer TIA erholen sich die Patienten innerhalb von 24 Stunden wieder.

„Es ist eindringlich davor zu warnen, ASS ohne Rücksprache mit dem Arzt einfach nicht mehr einzunehmen”, betont Röther. Manchmal könne ein zeitweiliger Verzicht auf das Medikament jedoch notwendig werden – zum Beispiel vor größeren Operationen. Hierbei handele es sich dann um eine ärztliche Entscheidung, bei der Nutzen und Risiko sorgfältig gegeneinander abgewogen werden müssen, so der Experte.

Quelle:
García Rodríguez LA, Cea Soriano L, Hill C, Johansson S. Increased risk of stroke after discontinuation of acetylsalicylic acid: A UK primary care study. Neurology 2011; 76: 740-6
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Pressestelle
Silke Stark
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-572
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org

Media Contact

idw

Weitere Informationen:

http://www.dsg-info.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer