Dickdarmkrebs – MDC-Forscher identifizieren genetischen Fingerabdruck für Metastasenbildung

Forscher des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Charité – Universitätsmedizin Berlin haben jetzt jedoch 115 Gene identifiziert, die sowohl im Ursprungstumor als auch in dessen Metastasen verändert sind. Ihre Ergebnisse könnten in Zukunft helfen, Patienten mit aggressiven Tumoren früher zu erkennen (Gastroenterology 2009, doi:10.1053/j.gastro.2009.03.041).*

An Dickdarmkrebs, nach dem Lungenkrebs die zweithäufigste Todesursache unter den Krebserkrankungen, sterben in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts jährlich mehr als 25.000 Menschen. Er geht aus den Drüsen der Dickdarmschleimhaut hervor und bleibt im Anfangsstadium häufig unentdeckt. „Das Hauptproblem ist jedoch nicht der Ursprungstumor“, erläutert der Chirurg und Forscher Dr. Johannes Fritzmann, „sondern die gefährlichen Tochtergeschwülste, die Metastasen.“

Metastasen entstehen, wenn sich einzelne Zellen vom Ursprungstumor ablösen und über das Blutsystem oder die Lymphbahnen andere Körperregionen erreichen. Beim Dickdarmkrebs siedeln sie sich meist in der Leber, der Lunge oder den Lymphknoten an. Da betroffene Patienten anfangs selten Schmerzen oder andere Symptome zeigen, wird der Tumor häufig erst entdeckt, wenn er bereits Metastasen gebildet hat.

Um zu untersuchen, welche genetischen Veränderungen die Bildung von Metastasen begünstigen, analysierten die Forscher 150 Gewebeproben von Darmkrebs-Patienten mit und ohne Metastasen. Die Forscher identifizieren 115 Gene, die sowohl in den Ursprungstumoren als auch in ihren Metastasen falsch reguliert sind. Damit ist es den Forschern gelungen, eine genetische Signatur zu ermitteln, die Tumore mit Metastasenbildung von den Tumoren unterscheidet, die nicht streuen.

Von den 115 Genen, die die Forscher identifiziert hatten, untersuchten sie ein Gen genauer: BAMBI. Sie stellten fest, dass dieses Gen in metastasierenden Tumoren und Metastasen aktiver ist als in Tumoren, die keine Metastasen bilden. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass BAMBI zwei wichtige Signalwege verknüpft und dadurch die Metastasenbildung fördert“, sagt Dr. Fritzmann. „Diese Signalwege (Wnt- und TGF-beta) sind unter anderem im heranwachsenden Embryo von Bedeutung.“ In Zukunft wollen die Forscher auch die Rolle der anderen 114 Gene näher untersuchen, um die einzelnen Schritte der Metastasenbildung besser zu verstehen.

Ziel – frühzeitig erkennen, ob ein Tumor streuen wird oder nicht
Die Forschungsergebnisse könnten helfen, hofft Dr. Fritzmann, früh herauszufinden, ob ein Tumor Metastasen bilden wird oder nicht. Die Ärzte könnten dann die weitere Therapie entsprechend anpassen.

*A Colorectal Cancer Expression Profile that IncludesTransforming Growth Factor ß Inhibitor BAMBI Predicts Metastatic Potential

Johannes Fritzmann1,2,6, Markus Morkel1,4,6, Daniel Besser1,6, Jan Budczies3, Frauke Kosel1, Felix H. Brembeck1,5, Ulrike Stein1,2, Iduna Fichtner1, Peter M. Schlag1,2 and Walter Birchmeier1

1Max Delbrueck Center for Molecular Medicine, 13125 Berlin, Germany
2Dept. for Surgery and Surgical Oncology, Charité – University Medical School, 13125 Berlin, Germany
3Institute for Pathology, Charité – University Medical School, 10117 Berlin, Germany
4present address: Max Planck Institute for Molecular Genetics, 14195 Berlin, Germany
5present address: Dept. of Hematology and Oncology, University Göttingen, 37075 Göttingen, Germany

6 contributed equally.

Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 94 06 – 38 96
Fax: +49 (0) 30 94 06 – 38 33
e-mail: presse@mdc-berlin.de

Media Contact

Barbara Bachtler idw

Weitere Informationen:

http://www.mdc-berlin.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer