Bestimmte Marker im Blut könnten mögliche Frühwarner für Nierenerkrankungen sein

Laut einer Studie, die in der nächsten Ausgabe des Journal of the American Society of Nephrology (JASN) erscheint, führen neu entdeckte Blutmarker möglicherweise zu einer verbesserten und früheren Diagnose von Nierenerkrankungen. Die Ergebnisse könnten es Medizinern ermöglichen, die Nierenfunktion ihrer Patienten genauer zu überwachen.

Die chronische Nierenerkrankung ist eine große Herausforderung des Gesundheitswesens: Rund ein Zehntel der erwachsenen Bevölkerung ist von ihr betroffen; zusammen mit anderen Faktoren kann sie zu Nierenversagen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und frühzeitigem Tod führen. Zur Vermeidung von Komplikationen ist eine Früherkennung der chronischen Nierenerkrankung von wesentlicher Bedeutung. Die Nierenfunktion wird dabei meist anhand der Kreatininwerte im Blut bestimmt, wobei die Konzentration dieses Stoffwechselprodukts (Metabolit) im Blut allerdings erst dann erhöht ist, wenn die Nierenfunktion bereits um die Hälfte verringert ist. Hinzu kommt, dass der Kreatininspiegel auch von anderen Faktoren wie etwa der Muskelmasse abhängt.

Auf der Suche nach einem besseren Marker der Nierenfunktion untersuchten PD Dr. Anna Köttgen, Ärztin und Arbeitsgruppenleiterin in der Klinik für Innere Medizin IV (Schwerpunkt Nephrologie und Allgemeinmedizin) am Universitätsklinikum Freiburg, Dr. Peggy Sekula, Statistikerin am Institut für Medizinische Biometrie und Statistik des Universitätsklinikums Freiburg, Dr. Gabi Kastenmüller vom Helmholtz-Zentrum München und ihre Kollegen die Konzentration von fast 500 Metaboliten im Blut mehrerer tausend Studienteilnehmer aus der allgemeinen Bevölkerung. (Metabolite sind Produkte ständig laufender Stoffwechselprozesse und werden größtenteils durch die Nieren ausgeschieden. Ist die Nierenfunktion beeinträchtigt, kann die Konzentration dieser Metabolite im Blut ansteigen.)

Sechs Metabolite wiesen eine besonders starke Korrelation mit der Nierenfunktion auf. Zwei von ihnen – Pseudouridin und C-Mannosyl-Tryptophan – erwiesen sich im Vergleich mit Kreatinin als mindestens ebenso gute Indikatoren für die Nierenfunktion, aber ohne einige der Nachteile von Kreatinin.

Sie waren darüberhinaus hochgradig mit der Krankheitsprogression bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung korreliert.

„Die Kombination mit Daten zum Kreatininspiegel machen diese Marker zu vielversprechenden Kandidaten für die Weiterentwicklung der Nierenfunktionsbestimmung.

Die Diagnose der chronischen Nierenerkrankung wird verbessert, sodass Therapien optimiert und Komplikationen besser vorgebeugt werden können“, erläutert Dr. Köttgen.

Zu den Co-Autoren der Studie gehören Ömer-Necmi Gök, Lydia Quaye, Clara Barrios, Andrew Levey, Werner Römisch-Margl, Cristina Menni, Idil Yet, Christian Gieger, Lesley Inker, Jerzy Adamski, Wolfram Gronwald, Thomas Illig, Katja Dettmer, Jan Krumsiek, Peter Oefner, Ana Valdes, Christa Meisinger, Josef Coresh, Tim Spector, Robert Mohney und Karsten Suhre.

Originaltitel der Arbeit: A Metabolome-wide Association Study of Kidney Function and Disease in the General Population

Online unter: jasn.asnjournals.org

DOI: 10.1681/ASN.2014111099

Kontakt:
PD Dr. Anna Köttgen
Ärztin und Arbeitsgruppenleiterin, Klinische Forschung
Klinik für Innere Medizin IV (Schwerpunkt: Nephrologie und Allgemeinmedizin)
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-78050
anna.koettgen@uniklinik-freiburg.de

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