Bessere Heilungschancen für Patientinnen mit Brustkrebs

Sie setzten jetzt erstmals die Intraoperative Radiotherapie (IORT) bei einer an Brustkrebs erkrankten Patientin ein. Dieses Verfahren hat für betroffene Frauen viele Vorteile: Insbesondere die nach einer Operation sich anschließende Strahlentherapie kann um etwa zwei Wochen verkürzt werden und – unter bestimmten medizinischen Voraussetzungen – möglicherweise in Zukunft auch ganz wegfallen.

„Die Intraoperative Radiotherapie ist ein Behandlungsverfahren, das die direkte Bestrahlung eines Tumors bzw. des Tumorbettes noch während der Operation ermöglicht“, erläutert Prof. Wiegel und ergänzt: „Die IORT ist äußerst präzise. Ein Bestrahlungsgerät gibt über einen Applikator niederenergetische Röntgenstrahlen in hoher Dosis ab, die das Zielgewebe direkt in der Operationshöhle gleichmäßig erfassen. Insgesamt gesehen wird bei diesem Verfahren gesundes Gewebe geschont, denn die Reichweite dieser Strahlen ist begrenzt – sie dringen nur wenige Zentimeter in das Gewebe ein.“

Ein überaus wichtiger Vorteil der IORT sei zudem, dass die Zeit der anschließenden perkutanen („über die Haut“) Strahlentherapie um etwa zwei Wochen verkürzt werden kann. „Die Dauer der in der Regel gut verträglichen Bestrahlung von außen beträgt dann nur noch fünf Wochen“, erläutert Prof. Wiegel. Und noch ein weiterer Aspekt sei für Patientinnen insbesondere aus kosmetischer Sicht wichtig: „Die Intraoperative Strahlentherapie mit der daraus resultierenden verkürzten perkutanen Strahlentherapie kann dazu führen, dass mögliche Spätfolgen, z.B. Hautveränderungen, die wie Besenreiser wirken, wesentlich seltener auftreten, denn am Ende der Therapie ist eine Bestrahlung mit ,schnellen Elektronen’ nicht mehr notwendig.“

Auch Prof. Kreienberg unterstreicht die Vorteile des innovativen Behandlungsverfahrens, das in der Regel bei Frauen über 40 Jahre angewandt wird: „Bei mehr als der Hälfte unserer Brustkrebs-Patientinnen kommt die Intraoperative Radiotherapie grundsätzlich in Betracht. Beste Voraussetzungen bieten Tumoren mit einem Durchmesser, der kleiner als drei Zentimeter ist. Es sollte sich außerdem um keinen schnellwachsenden Tumor, also nicht um ein G3-Karzinom, handeln.“

Besonders wichtig: Der Ärztliche Direktor und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. weist darauf hin, dass aktuelle Forschungsergebnisse auf ein reduziertes Lokalrezidivrisiko (Risiko einer Wiederkehr des Tumoren in der Brust) nach einer IORT-Behandlung hindeuten.

Beide Mediziner sind sich in ihrem Fazit einig: „Für die Zukunft ist es nicht unwahrscheinlich, dass bei bestimmten Patienten die etwa sechseinhalb Wochen dauernde perkutane Bestrahlung durch die einmalige Bestrahlung der Tumorhöhle während der Operation ersetzt werden kann.“ Das würde die Belastungen für Brustkrebspatientinnen erheblich senken und die Lebensqualität verbessern. Eines dürfe jedoch nie vergessen werden: „Der entscheidende Schlüssel zur Heilung von Mammakarzinomen bleibt immer noch die Früherkennung.“

Weitere Informationen:
Das Universitätsklinikum Ulm investierte rund 600.000 Euro in die neue IORT-Technik, von der ab sofort Patientinnen einer ganzen Region profitieren können.

Die Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie auf dem Oberen Eselsberg ist die größte und bestausgestattete strahlentherapeutische Einrichtung im Großraum Ulm. Sie ist in das von der Deutschen Krebshilfe aufwändig geförderte universitäre Spitzenzentrum „Comprehensive Cancer Center Ulm“ eingebunden. Pro Jahr werden an der Klinik etwa 1.500 Patientinnen und Patienten zu 85% ambulant und zu ca. 15% stationär behandelt. Die Klinik ist in den Jahren 2007-2010 im Rahmen von Neubeschaffungen umfassend mit modernster technischer Ausstattung versehen worden.

Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe auf dem Michelsberg ist das Zentrum für Frauengesundheit in Ulm und weit darüber hinaus. Besondere Kennzeichen einer Behandlung auf höchstem medizinischem Niveau sind u. a. das jeweils zertifizierte Brustzentrum, das Kinderwunsch- und Hormonzentrum, das Gynäkologische Krebszentrum und das Beckenbodenzentrum. Mit seinem Team aus Medizinern und Forschern ist Prof. Kreienberg zudem in das BRENDA-Studiennetzwerk eingebunden, einem Verbund aus 16 weiteren regionalen und zertifizierten Brustzentren, die aus Ulmer Sicht von Schwäbisch-Gmünd und Aalen im Norden bis Konstanz und Friedrichshafen im Süden reichen.

Für Rückfragen steht Ihnen Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm, gerne unter Telefon 0731 50043043 zur Verfügung.

Media Contact

Jörg Portius idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinik-ulm.de

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