Drogenkonsum in Deutschland rückläufig

Anlässlich der Vorstellung der Jahresberichte zur Drogensituation in Deutschland und Europa der deutschen und europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD und DBDD) gemeinsam mit dem Direktor der EBDD, Wolfgang Götz, erklärt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing: „Aktuelle Untersuchungsergebnisse für Deutschland zeigen, dass Erwachsene weniger Drogen nehmen als früher. Nur noch rund 3% haben innerhalb des letzten Monats Drogen konsumiert. Auch bei Jugendlichen sinkt der Drogenkonsum. Am deutlichsten wird das beim Konsum von Cannabis: Nur noch 13% der 14-17-jährigen haben 2007 zumindest einmal Haschisch oder Marihuana probiert. 2004 waren das noch 22% in dieser Altersgruppe. Auffällig ist dagegen, dass sich die Zahlen der regelmäßigen Konsumenten von Cannabis wenig verändert haben. In der Altersgruppe der 14-17-jährigen liegt der Anteil aktuell bei 3,3%, bei den 18-64jährigen bei 2,2%.“

Europaweit konsumieren ca. 1% aller Erwachsenen täglich Cannabis, das sind etwa 3 Millionen Menschen. In Deutschland sind es nach den aktuellen Untersuchungen nur etwa 0,5%. Im Vergleich zu Europa werden in Deutschland viele Menschen mit Cannabisproblemen vom Behandlungssystem erreicht. In Europa haben sich im letzten Jahr knapp 44.000 Cannabiskonsumenten erstmals ambulant behandeln lassen, davon 8.000 Personen in Deutschland. Insgesamt werden bundesweit derzeit etwa 28.000 Personen ambulant oder stationär behandelt.

Sabine Bätzing: „Damit sind wir auf einem guten Kurs. Dennoch müssen wir noch mehr Menschen mit Cannabisproblemen erreichen. Deswegen fördert die Bundesregierung neue Beratungs- und Behandlungsprogramme wie „realize it!“, „Candis“ oder „Incant“, die passende Hilfemöglichkeiten vor allem für junge Erwachsene mit Cannabisproblemen schaffen und bereithalten.“

Europaweit Beachtung findet das internetbasierte Ausstiegsprogramms „quit the shit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) auf www.drugcom.de. Interessierte Konsumenten versuchen mit Hilfe eines von Fachkräften kommentierten Internet-Tagebuchs ihren Cannabiskonsum innerhalb von 50 Tagen zu reduzieren. Das Programm ist sehr erfolgreich: 30 Prozent weisen drei Monate nach Abschluss des Programms keinen Konsum mehr auf. Die Personen, die weiter konsumieren, haben ihren Konsum deutlich reduziert.

Sabine Bätzing: „Mit diesem Angebot erreichen wir zahlreiche Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten, die Drogenhilfeangebote bisher gar nicht oder erst sehr spät in Anspruch nehmen.“

Für eine erhebliche Zunahme des Kokainkonsums in Deutschland liegen – im Gegensatz zur gesamteuropäischen Entwicklung – bislang keine Daten vor. Der Leiter der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel: „Die Anzahl derjenigen Personen in der Allgemeinbevölkerung, die innerhalb des letzten Jahres Kokain konsumiert hat, ist seit Jahren auf niedrigem Niveau relativ stabil.“ Bei den jungen Erwachsenen zwischen 18-39 Jahren ist sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Bei den Personen, die sich zum ersten Mal in ambulante Behandlung begeben, spielen Opiate, Cannabis und Stimulanzien eine deutlich größere Rolle als Kokain. Während die Kokainpreise gleich geblieben sind, sinkt der Reinheitsgrad des sichergestellten „Straßenkokains“ seit einigen Jahren.

Pfeiffer-Gerschel: „Die Zahl der Neuinfektionen der injizierenden Drogenkonsumenten mit HIV war auch 2006 relativ niedrig. Hepatitis C ist dagegen sehr weit verbreitet. 60-80% sind davon betroffen.“

Drogenkonsum unter sehr jungen Personen (unter 15 Jahren) ist in Deutschland relativ selten, in den meisten Fällen handelt es sich um Erfahrungen mit Cannabis. Für zahlreiche Gruppen besonders gefährdeter junger Menschen wie z.B. Jugendliche aus suchtbelasteten Familien, Obdachlose oder junge Straftäter existieren Präventions- und Hilfeangebote, die auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe zugeschnitten sind.

Sabine Bätzing: „Der aktuelle Bericht zur Drogensituation in Deutschland zeigt, dass wir im Bereich der Prävention, Beratung und Behandlung gute Arbeit geleistet haben. Auf der Basis dieser guten Erfahrungen werden wir auch die Herausforderungen angehen, die es bei der Versorgung der Substituierten und der schwer chronisch Suchtkranken gibt. Besonders am Herzen liegen mir die Kinder aus drogenbelasteten Familien. In diesem Bereich setze ich mich auch 2008 für Modellprojekte ein.“

Weitere Informationen zum Bericht über die Drogensituation in Deutschland unter: www.dbdd.de

Weitere Informationen zum Bericht über die Situation der Drogen in Europa unter: www.emcdda.europa.eu

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