Verengte Herzkranzgefäße – Welche Stütze ist die richtige?

Millionen von Menschen leiden an der koronaren Herzkrankheit, einer Verengung der Herzkranzgefäße, die zum Herzinfarkt führen kann. Seit der ersten Aufdehnung verengter Herzarterien mit einem Ballonkatheter vor 30 Jahren hat sich die Behandlung der koronaren Herzkrankheit eindrucksvoll weiterentwickelt.

Ein Meilenstein während dieser Entwicklung war die Einführung der Stents – kleiner Gefäßstützen aus Gitterdraht, die für stetigen Blutfluss sorgen sollen, nachdem die Ärzte das kranke Blutgefäß mit dem Ballonkatheter erweitert haben.

Als weiterer großer Fortschritt wurden dann medikamentenbeschichtete Stents gefeiert. Sie gewährleisten einen deutlich verbesserten Schutz vor einer Wiederverengung des aufgedehnten Blutgefäßes. Für Aufregung sorgten aber die Ergebnisse von Studien, die zeigten, dass diese Gefäßstützen gleichzeitig das Risiko einer späteren, lebensbedrohlichen Blutgerinnselbildung im Stent leicht erhöhen. Eine solche Stentthrombose ist mit einem Herzinfarkt vergleichbar.

Keine Unterschiede bei Herzinfarkten und Todesfällen

Berichte über dieses Risiko haben bei vielen Herzpatienten zu Angst und Verunsicherung geführt. Sie können jetzt weitgehend beruhigt werden. „Denn die genaue Durchsicht aller Studiendaten von rund 29.000 Patienten zeigte, dass medikamentenbeschichtete Stents im Beobachtungszeitraum von vier Jahren nicht zu mehr Herzinfarkten und Todesfällen führten als normale Stents“, erklärt PD Dr. med. Thomas Voigtländer vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. „Jedoch“, so der Kardiologe, „sollte der Einsatz eines medikamentenbeschichteten Stents sorgfältig abgewogen werden.“

Vorteile bringen medikamentenbeschichtete Stents vor allem bei Patienten mit erhöhtem Risiko für eine Wiederverengung, wenn zum Beispiel ein dünnes Herzkranzgefäß (kleiner als 3 mm) über eine längere Strecke verengt ist. Zurückhaltend mit der Verwendung dieser Stents sollte man hingegen bei einem erhöhten Risiko für eine Stentthrombose sein, etwa wenn bei weit fortgeschrittener koronarer Herzkrankheit mehrere Gefäße gleichzeitig zu behandeln sind. Und möglichst gar nicht eingesetzt werden sollten beschichtete Stents – wegen der für sie vorgeschriebenen längerfristigen Einnahme gerinnungshemmender Medikamente – etwa vor demnächst geplanten Operationen oder bei Patienten, die an mehreren Krankheiten leiden und eine Vielzahl von Tabletten einnehmen müssen.

Entscheidend: Schutz vor Blutgerinnseln

Entscheidend für den Erfolg jeder Stenttherapie ist, dass es möglichst zu keiner Verklumpung von Blutplättchen und damit keiner Thrombose kommt. Stent-Patienten müssen daher lebenslang Acetylsalicylsäure (ASS) und für eine gewisse Zeit nach dem Einsatz des Stents zusätzlich das Mittel Clopidogrel einnehmen: Beim unbeschichteten Stent sind dies vier Wochen, beim beschichteten sechs bis zwölf Monate.

„Auch eine erfolgreiche Stenttherapie ändert jedoch nichts daran, dass der Patient weiter an der koronaren Herzkrankheit leidet“, betont der Vorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Becker: „Seine Zukunft hat der Herzpatient dabei zu einem großen Teil selbst in der Hand. Denn er kann das Fortschreiten der Krankheit bremsen – insbesondere durch eine gesunde Ernährung mit Mittelmeerkost, regelmäßige Bewegung und die konsequente Einnahme der verordneten Medikamente.“

Broschüre zur Therapie der koronaren Herzkrankheit

Ausführliche Informationen zum Einsatz von Stents bei der Behandlung krankhaft veränderter Herzkranzgefäße enthält die aktuell zur Herzwoche 2007 von der Deutschen Herzstiftung herausgegebene Broschüre „Medikamente, Stents, Bypass – Therapie der koronaren Herzkrankheit“. Sie ist gegen Einsendung von drei Euro in Briefmarken erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstraße 50, 60322 Frankfurt am Main.

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle
Dr. Klaus Fleck / Pierre König
Tel. 069/95 51 28-119
Fax: 069/95 51 28-313
fleck@herzstiftung.de

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Weitere Informationen:

http://www.herzstiftung.de

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