Transfusionsbedarf bei urologischen Eingriffen


Unnötige Anforderung von Blutkonserven führt zu Versorgungsengpässen
Transfusionsbedarf bei urologischen Eingriffen

Bei mehr als zwei Dritteln aller urologischen Operationen ist die Bereitstellung von Blutkonserven nicht notwendig. Wenn möglich, sollte in den übrigen Fällen vermehrt auf Eigenblutspenden zurückgegriffen werden. Dafür ist die genaue Kenntnis des zu erwartenden Blutverlusts notwendig. Die Praxis, unnötig viele Blutkonserven anzufordern, führt zu Versorgungsengpässen und vermeidbaren Kosten, so Dr. Maria de Iñiguez in einer an der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin der Universität zu Köln vorgelegten Untersuchung.

Gerade bei urologischen Operationen bereitet die Bestimmung des Blutverlusts Schwierigkeiten, so dass nach Dr. de Iñiguez´s Ansicht eine Empfehlungsliste für die Anforderung von Blutkonserven sinnvoll ist.

Neben der Einsparung von Fremdblutkonserven sprechen vor allem die infektiösen und immunologischen Risiken einer Fremdblutübertragung für die Eigenblutspende. Die Möglichkeit einer alleinigen Versorgung mit Eigenblut ist abhängig vom Gesundheitszustand des Patienten und von der Blutmenge, die ihm entnommen werden kann. Diese wiederum hängt vor allem von der Geschwindigkeit der Blutbildung im Knochenmark ab.

Eine Rolle spielt auch, ob während der Operation Blut aufgefangen und dem Patienten wieder zurückgegeben werden kann. Eine Eigenblutspende sollte unterbleiben bei Blutarmut, sehr ausgeprägten Verengungen der Herzkranzgefäße, entzündlichen Erkrankungen mit Fieber über 37,5 Grad Celsius und wenn in den letzten drei Monaten vor der Operation ein Herzinfarkt vorlag.

In der Urologie kann der Blutverlust während einer Operation wegen der Verwendung großer Mengen Spülflüssigkeit oft nur sehr schwierig bestimmt werden. Dies gilt besonders für Operationen, die durch die Harnröhre hindurch vorgenommen werden. Deshalb stimmt die bereitgestellte Menge Blutkonserven in über achtzig Prozent der Fälle – so Dr. de Iñiguez – nicht mit der tatsächlich benötigten Menge überein. Der tatsächliche Blutverlust liegt im Einzelfall um fünfzig bis 100 Prozent niedriger als erwartete. Ein Großteil der vor einer Operation bereitgehaltenen Blutkonserven wird gar nicht benötigt. Obwohl dies bekannt ist, werden in der Praxis für viele Operationen unnötig viele Blutkonserven angefordert. Deshalb sollten nach Ansicht von Dr. de Iñiguez in der operativen Urologie Empfehlungslisten für die Anforderung von Blutkonserven erstellt und zu Rate gezogen werden, was in den Medizinischen Einrichtungen der Universität zu Köln inzwischen geschieht.

Einen Anhaltspunkt für die Menge der benötigten Fremd- oder Eigenblutkonserven liefert der Transfusionsindex. Er stellt rückblickend auf bereits durchgeführte Operationen das Verhältnis transfundierter Blutkonserven zur Anzahl der Patienten dar, die eine Blutübertragung benötigten. Erst bei einem durchschnittlichen Wert von mehr als einer halben Konserve pro Patient für eine bestimmte Operation sollten – so Dr. de Iñiguez – Blutkonserven bereitgestellt werden. Dies gilt vor allem für die operative Totalentfernung der Harnblase, die Ausschälung von Prostata und Blase durch die Harnröhre, sowie für Operationen von Nieren- und Nebennierentumoren. Die von Dr. de Iñiguez empfohlene Anzahl Konserven beträgt dabei je nach Eingriff zwischen zwei und acht Blutkonserven. Patienten, die sich einer der genannten Operationen unterziehen müssen, sollten rechtzeitig über die Möglichkeit der Eigenblutspende informiert werden. Bei den meisten anderen urologischen Operationen ist eine Bereitstellung von Blutkonserven in der Regel nicht notwendig.

Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

Für Rückfragen steht Ihnen Dr. Stefan-Mario Kasper unter der Telefonnummer 0221/478-6388, der Fax-Nummer 0221/478-6093 und unter der Email-Adresse SM.Kasper@uni-koeln.de zur Verfügung.
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Gabriele Rutzen

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