Pro Jahr werden in Deutschland etwa 80.000 Eingriffe mit Hilfe der so genannten extrakorporalen Zirkulation (EKZ) durchgeführt. Das bedeutet: Das zum Herzen fließende Blut wird über ein externes Pumpsystem umgeleitet, mit Sauerstoff versorgt und dann wieder der Körperschlagader zugeführt. Die entsprechende Apparatur ist unter dem Namen Herz-Lungen-Maschine bekannt.
Bei manchen Patienten treten nach der Herzoperation Funktionsstörungen des Gehirns auf, die sich zum Beispiel in Form von Verwirrtheit oder verlangsamten Reaktionen äußern. Diese Störungen sind bei rund 60 Prozent aller Patienten vorübergehend. Gelegentlich bleiben sie allerdings auch erhalten, was bei 0,5 bis 8 Prozent der Operierten vorkommt. Ob hierfür die Technik der EKZ von Bedeutung ist, sei bislang nicht geklärt, so PD Dr. Jörg Babin-Ebell von der Klinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie der Universität Würzburg.
Unumstritten sei jedoch, dass bei der EKZ im Blut eine generelle Entzündungsreaktion auftritt und dass unter anderem die Blutgerinnung aktiviert wird - obwohl dem Blut Mittel zugesetzt werden, welche die Gerinnung hemmen sollen. Für diese Erscheinungen werden laut Dr. Babin-Ebell zwei Ursachen diskutiert: Zum einen könnte der Kontakt mit Fremdoberflächen, also mit den Schläuchen und Pumpen der Herz-Lungen-Maschine, die Blutbestandteile ganz allgemein aktivieren. Zum anderen sei es denkbar, dass die Pumpsysteme die Blutzellen schädigen und so zum Beispiel aus weißen Blutkörperchen Enzyme freisetzen, welche die Blutgerinnung ankurbeln.
Eine Arbeitsgruppe in der Würzburger Herz- und Thoraxchirurgie - ihr gehören Dr. Babin-Ebell, Dr. Wilko Reents, Dr. Konrad Neukam und Martina Misoph an - will deshalb die Auswirkungen der unterschiedlichen Pumpen wissenschaftlich überprüfen: Mit Hilfe des Ultraschalls (Dopplersonographie) sollen im Verlauf einer Herzoperation Unregelmäßigkeiten im Blutstrom entdeckt werden, seien es nun Luftbläschen, kleine Gerinnsel oder andere Störungen. Dabei überprüfen die Wissenschaftler sowohl die Situation in der Herz-Lungen-Maschine als auch im Kopf des Patienten. So können sie ermitteln, wie viele Störungen an der Maschine auftreten und wie viele davon letztlich im Gehirn ankommen.
An dieser Studie, die von der Jostra Medizintechnik AG (Hirrlingen) gefördert wird, ist auch Dr. Wolfgang Müllges von der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg beteiligt: Bei den operierten Patienten sollen Art und Ausmaß der neurologischen Symptome erfasst werden. Zu diesem Zweck werden Konzentrations- und Gedächtnistests durchgeführt, mit denen sich die verschiedenen Gehirnfunktionen überprüfen lassen.
Weitere Informationen: Dr. Jörg Babin-Ebell, T (0931) 201-3342 oder
201-3346 (Klinikpforte), Fax (0931) 201-5088,
E-Mail: joerg.babin-ebell@mail.uni-wuerzburg.de
Robert Emmerich | idw
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