Krankhaft Übergewichtige: Schlechter Gefäßschutz durch weniger Endotheliale Vorläuferzellen im Blut

Kongress der Europäischen Kardiologengesellschaft (ESC) 2007: 25.000 Herz-Spezialisten tagen in Wien

Stark übergewichtige Patienten mit einem Body Mass Index über 40 kg/m2 („Morbide Adipositas, Krankhaftes Übergewicht“) weisen im Blut eine reduzierte Anzahl von Endothelialen Vorläuferzellen (Endothelial progenitor cell, EPC) und aktivierten EPC auf, die an der Bildung von Blutgefäßen und Gefäßreparatur-Mechanismen beteiligt sind. Nach massivem Gewichtsverlust infolge einer Magenoperation steigt die Anzahl der EPC wieder an, parallel dazu nehmen auch die im Fettgewebe produzierten Zytokine („Adipozytokine“), die Gefäßentzündung und die Insulinresistenz ab. Das berichtet Professor Dr. Gerit-Holger Schernthaner (Medizinische Universität Wien) auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC), auf dem von 1. bis 5. September in Wien rund 25.000 Herzspezialisten zusammen treffen.

Es deutet immer mehr darauf hin, dass im Blut zirkulierende EPC eine wichtige Rolle bei der Regeneration der inneren Zellschicht von Blutgefäßen („Endothel“) spielen. Ebenso konnte gezeigt werden, dass eine verminderte Anzahl von EPC bei Patienten mit akutem Herzinfarkt die Prognose verschlechtert. Zusätzlich bewirkte eine Transplantation von EPC bei Patienten mit akuter und stabiler Angina Pectoris eine Verbesserung der Linksventrikelfunktion. „Die Neuigkeit unserer Studie ist die signifikante Verminderung von EPC bei Patienten mit morbider Adipositas, und dass möglicherweise hohe Spiegel von aus dem Fettgewebe stammenden Interleukin-18 die Aktivierung von EPC supprimieren“, berichtet Prof. Schernthaner. „Der entdeckte Zusammenhang von EPC mit Adipozytokinen, Gefäßentzündung und Insulinresistenz hilft uns die Regulation von EPC zu verstehen und lässt uns hoffen, dass neue Therapien entwickelt werden können, um die um 12 Jahre verminderte Lebenserwartung von Patienten mit Morbider Adipositas zu verbessern.“

In der vom Forschungsförderungspreis 2006 der Österreichischen Diabetes Gesellschaft unterstützten Studie wurden 204 Patienten mit Morbider Adipositas und 64 Kontroll-Patienten eingeschlossen. Blutproben wurden vor sowie zwei Jahre nach der Anlage eines Magenbypass entnommen, der bei jedem Patienten zu einem Gewichtsverlust von etwa 40 Kilogramm geführt hat.

Adipositas betrifft eine stetig ansteigende Zahl von derzeit schon über 300 Millionen Menschen. Adipositas führt zu Diabetes, und beide gemeinsam induzieren eine rapide Verschlechterung von Atherosklerose, getriggert durch Gefäßentzündung, Adipozytokine und Insulinresistenz. Die drei Krankheitsbilder Adipositas, Diabetes und Atherosklerose bewirken eine starke Zunahme von kardiovaskulären Erkrankungen und eine Verkürzung der Lebenserwartung um 12 Jahre.

Der beobachtete signifikante Anstieg der Endothelialen Vorläuferzellen nach bariatrischer Magenoperation könnte für die Prognoseverbesserung der Patienten eine entscheidende Rolle spielen. Eine besondere Aktualität haben die beobachteten Befunde auch ganz besonders deshalb, da am 23.August 2007 im New England Journal of Medicine zwei große prospektive und retrospektive Studien aus Schweden (Sjöström et al 357:741) und den USA (Adams et al 357:753) publiziert wurden, in denen nach 7,2 bzw 10 Jahren eine 24%-40% Mortalitätssenkung beobachtet werden konnte. Die Diabetes-bedingte Mortalität sank dadurch in der amerikanischen Studie sogar um 92 % – Befunde die bisher durch keine medikamentöse Therapie erreicht werden konnten.

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