Dickste Maus der Welt immun gegen Diabetes

Die fetteste Maus der Welt, die fünf Mal mehr wiegt als herkömmliche Artgenossen, scheint gegen Diabetes immun zu sein, berichten US-Forscher in einer Studie im Journal of Clinical Investigation. Die neuen Erkenntnisse machen deutlich, wie derzeitige Diabetes-Medikamente arbeiten, und sollen auch Hinweise darauf geben, wo die Entwicklung neuer Präparate ansetzen soll, so die Forscher.

Philipp Scherer vom Southwestern Medical Center an der University of Texas in Dallas hat gemeinsam mit seinem Team Mäuse genetisch so verändert, dass sie das appetitzügelnde Hormon Leptin nicht mehr produzieren konnten. Die Mäuse wurden durch diese Behandlung praktisch zu Fressmaschinen. In weiterer Folge züchteten die Wissenschaftler dann eine Subgruppe der Tiere, die drei Mal soviel vom Hormon Adiponektin produzierten wie herkömmliche Tiere.

Adiponektin reguliert zusammen mit Leptin, Insulin und anderen Hormonen das Hungergefühl und die Nahrungsaufnahme. Es verstärkt auch die Wirkung des Insulins an den Fettzellen. Das Ergebnis war allerdings sehr interessant: Alle Mäuse, die kein Leptin mehr produzieren konnten, aßen nonstop. Jene, die auch noch Adiponektin überproduzierten, nahmen bis zum Ende des 20-wöchigen Experiments gewaltig zu.

Der Gewichtsunterschied der einzelnen Tiergruppen war sehr groß. Die gesunden Mäuse brachten rund 20 Gramm auf die Waage, jene, die kein Leptin mehr produzieren konnten, rund 60 Gramm. Jene Mäuse, die Adiponektin überproduzierten, wogen etwa 100 Gramm. „Das sind wahrscheinlich die fettesten Mäuse, die je beobachtet wurden“, meint Scherer. Das Erstaunliche an der Untersuchung war jedoch, dass die Mäuse mit der Adiponektin-Überproduktion kein Diabetes entwickelten. Das galt jedoch nicht für die Leptin-defizienten Tiere, denn unter diesen erkrankten alle Tiere an Diabetes.

Scherers Team interessierte sich insbesondere für die Fettverteilung der Gen-Mäuse. Dabei fiel auf, dass Nager mit der Adiponektin-Überproduktion ihre Fettdepots unter der Haut, nicht aber in den Organen wie etwa der Leber trugen. Die Forscher schließen daraus, dass es offensichtlich wesentlich ist, wo sich die Fettdepots befinden, denn mehr Fett in der Leber macht das Organ weniger sensitiv für Insulin – und führt daher zu Diabetes. Für Scherer ist damit klar, dass die Fettverteilung für die Frage, ob sich Diabetes entwickeln kann, wesentlich ist. „Das ist genau gleich wie bei einem Grundstücksgeschäft. Die Location ist ganz wesentlich“, so der Forscher.

Adiponektin hilft offensichtlich dem Körper das Fett in der Haut einzulagern, in dem es die Zahl der Fettzellen erhöht. Einen Wermutstropfen mussten die Forscher allerdings schon hinnehmen. In den Wochen nach Beendigung der Experimente starben etwa zehn Prozent der Mäuse mit der Adiponektin-Überproduktion. Der Grund für ihren Tod war allerdings keine Erkrankung, sondern einfach das Gewicht und der Druck ihrer Fettdepots auf die Organe. Einige der 100-Gramm-Mäuse entwickelten vergrößerte Herzen. Scherrer ist der Meinung, dass die Ergebnisse eine große Bedeutung für die Zukunft der Diabetes-Behandlung haben werden.

Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit etwa acht Mio. Menschen in Deutschland von Diabetes betroffen sind. Hochrechnungen zufolge soll sich die Zahl der Diabetiker in Deutschland zwischen den Jahren 1995 und 2025 verdoppeln. Fünf bis sieben Prozent aller Österreicher – das sind 400.000 bis 560.000 – sind Diabetiker. Rund ein Drittel davon weiß nichts von ihrer Erkrankung, da sie bisher nicht diagnostiziert wurden.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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