Behandlung von Tinnitus mit der Oberkieferschiene

Eine Kunststoffschiene korrigiert den Fehlbiss und entlastet so das Kiefergelenk. Bereits nach zwei bis vier Wochen spürten 75 Prozent der bisher 22 so behandelten Tinnitus-Patienten eine Verbesserung der Symptome. Jeder Dritte hörte sogar gar keine Ohrgeräusche mehr.

Es rauscht und piepst im Ohr. Doch bis auf seltene Ausnahmen hört nur der Betroffene selbst die quälenden Geräusche. Die Ursachen für einen so genannten subjektiven Tinnitus sind vielfältig und reichen von Mittelohrerkrankungen über Hörsturz und Lärmtraumata bis hin zu Stress. „Dass hinter den lästigen Ohrgeräuschen eine Fehlstellung des Kiefergelenks dahinter stecken kann, ist nur wenig bekannt“, sagt Professor Dr. Bernd Koeck, Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Bonn.

Denn Mittelohr und Kiefergelenk liegen ganz eng beieinander und sind nur durch eine dünne Knochenlamelle getrennt. Bei der so genannten craniomandibulären Dysfunktion (CMD) kommt es unter anderem durch eine angeborene Zahnfehlstellung, Zähneknirschen, einseitiges Kauen oder Zahnprothesen zum Verlust der richtigen Bisshöhe. Dadurch wird der Unterkiefer nicht mehr genügend stabilisiert und der Kiefergelenkkopf verlagert sich. Daraus resultieren die für CMD typischen Kiefergelenkgeräusche. Wird beim Mundschließen der Kiefergelenkkopf weit nach hinten in Richtung Mittelohr geschoben, ist der Druck auf zwei dazwischenliegende Nerven enorm. Ein Tinnitus oder auch Schläfenkopfschmerzen können die Folgen sein.

Abhilfe schafft eine hauchdünne Schiene aus glasklarem Kunststoff, mit der die Bonner Zahnärzte die Gelenkköpfe wieder in ihre ursprüngliche Position zurückbringen. Dazu trägt der Patient mindestens vier Wochen Tag und Nacht diese so genannte Pivotschiene im Oberkiefer, die zum Ausgleich des Fehlbisses hinten leicht erhöht ist. Beim Schließen des Mundes dreht sich nun der Unterkiefer um diesen künstlichen Aufbiss und zieht das Kiefergelenk nach unten. „Diesen Effekt kann der Patient verstärken, indem er täglich möglichst zwei Stunden das Kinn mit der Faust abstützt“, sagt Professor Koeck. Die individuell angepasste Schiene wird regelmäßig neu justiert und abgeschliffen, bis der ideale Biss stabilisiert ist. „Bei einem rechtzeitigen Eingreifen eines erfahrenen Zahnarztes besteht eine große Chance auf Heilung“, sagt Professor Koeck. „Das erspart dem Patienten möglicherweise eine lange Odyssee.“

Kontakt für die Medien:
Professor Dr. Bernd Koeck
Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-22471
E-Mail: b.koeck@uni-bonn.de

Media Contact

Dr. Inka Väth idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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