US-Verfahren macht Spenderblut sicher

Technik wartet noch auf Zulassung – Kritiker befürchten Lücken im System und hohe Kosten

Das US-Unternehmen Cerus Corporation hat eine Technik entwickelt, mit der Spenderblut frei von Bakterien und Viren gemacht werden soll. Die Entwickler wollen dadurch die Sicherheit bei Bluttransfusionen erhöhen und den seltenen Fall einer Aids-Übertragung auf Null reduzieren. Cerus hofft bereits in den nächsten Monaten auf eine Zulassung für die Anwendung bei Blutplättchen in Europa, wo bereits die ersten Tests begonnen haben. Im Frühjahr 2003 soll die Technik in den USA Anwendung finden, der Einsatz für Blutplasma ist für Ende 2003 geplant. Die Anwendung für rote Blutzellen, die hauptsächlich für Transfusionen eingesetzt werden, soll 2004/2005 erfolgen, berichtet die New York Times in ihrer aktuellen Ausgabe.

Die Methode namens „Pathogen Inaktivierung“ bedient sich der Tatsache, dass rote Blutzellen, die den Sauerstoff transportieren, Blutplättchen und –Plasma kein genetisches Material, also DNA oder RNA, enthalten, im Gegensatz zu Bakterien und Viren. Schaltet man DNA oder RNA aus, werden Pathogene zerstört, das Blut bleibt theoretisch unversehrt. Cerus entwickelte eine Substanz, die bei UV-Licht an genetisches Material bindet. Keime werden an der Replikation behindert, RNA, das genetische Material des HI-Virus, wird immobilisiert. In Labortests soll durch diesen Prozess ein Großteil der Pathogene entfernt worden sein.

Transfusions-Experten stehen dem Verfahren skeptisch gegenüber. „Die Methode ist zwar aus der Sicht der Blutsicherheit attraktiv“, so Lawrence Tim Goodnough von der Washington University, „aber die Kosten für Blut werden enorm steigen, da die Technik sehr kostenintensiv ist und für Krankenhäuser eine enorme finanzielle Herausforderung darstellt“, führt Michael P. Busch vom Blutspendedienst Blood System weiter aus. Experten rechnen damit, dass trotz der Zulassung des Verfahrens Blut weiterhin auf anwesende Keime getestet wird und Spender auch in Zukunft gefragt werden, welche Medikamente sie einnehmen und welche Reisen getätigt wurden. Kritiker sind skeptisch, ob das Verfahren alle Viren in hohen Blutmengen abtötet und erwarten nicht, dass die Methode gegen Prione, die BSE bei Kühen und die Kreutzfeld-Jakob-Krankheit beim Menschen verursachen, wirkt. Grund dafür ist, dass Prione Proteine sind und keine DNA besitzen. Die größte Hürde werde es aber sein, alle Sicherheitskriterien zu erfüllen, denn bindet die Substanz an die DNA von Pathogene, könne sie auch an die DNA von Transfusions-Empfängern binden, vermuten Experten.

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Sandra Standhartinger pte.online

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