Leipziger Forscher stellen fest: Alzheimerzellen ähneln im Verhalten Tumoren

Über die Erkenntnisse der Wissenschaftler berichtete jetzt das renommierte „Journal of Neuroscience“. Während Tumorzellen sich auf Grund der Störung ungebremst vermehren und dadurch eine Krebserkrankung auslösen, führt die Verdoppelung der DNA in einer Nervenzelle langfristig zu deren Tod.

Durchbruch bei Behandlung degenerativer Hirnerkrankung möglich

„Die molekularen Grundlagen von Alzheimer und Tumorerkrankungen sind also offensichtlich gleich“, erläutert Prof. Dr. Thomas Arendt, der die Studie gemeinsam mit Dr. Birgit Mosch, Dr. Markus Morawski, Anja Mittag, Dominik Lenz und Dr. Attila Tarnok verfasste. Was sich für den Laien relativ unspektakulär anhört, könnte einen Durchbruch bei der Behandlung degenerativer Hirnerkrankungen bringen: So wie Tumore mit gentherapeutischen Maßnahmen behandelt werden können, könnte es auch eine Gentherapie gegen Alzheimer geben. Damit wäre es unter Umständen möglich, den Prozess des Absterbens von Hirnzellen zu hemmen.

Bei ihren Untersuchungen stellten die Leipziger Wissenschaftler fest, dass bei Alzheimer-Patienten rund 20 Prozent der Nervenzellen die beschriebene Veränderung aufweisen. Doch auch im gesunden Gehirn wurden Zellen mit doppelter DNA entdeckt, allerdings betrug ihr Anteil lediglich 1 Prozent der Gesamtzahl der Zellen. Diese seien jedoch ruhig und inaktiv, so Arendt. Wann und wodurch die steigende Zahl von Zellveränderungen eintritt, ist noch nicht bekannt. „Es ist aber sicher kein Ereignis, das plötzlich auftritt“, sagt der Mediziner. Vielmehr habe man es mit einem langsamen Verlauf zu tun, was auch daran deutlich wird, dass Alzheimer erst im Alter auftritt.

Wenn es jedoch gelingt, eine solche Veränderung frühzeitig festzustellen, wäre vermutlich auch eine Voraussage möglich, wie hoch das Risiko des Patienten ist, an Alzheimer zu erkranken. Voraussetzung dafür ist eine gesicherte Diagnose der Zellteilungsstörung. Doch auch da sind die Forscher bereits auf der Suche nach Lösungen: „Wenn sich die Störung zum Beispiel in anderen Geweben oder im Blut nachweisen ließe, könnte man mit einer Therapie frühzeitig beginnen“, so Arendt.

Allerdings bedarf es noch einiger Anstrengungen herauszufinden, wie eine solche Therapie aussehen könnte: Hindert man nämlich die Nervenzellen an der Teilung, könnten auch andere Zellen in ihrem natürlichen Teilungsprozess gehemmt werden, was dann allerdings unerwünscht wäre.

Jörg Aberger
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Prof. Dr. Thomas Arendt
Telefon: 0341 97-25720
E-Mail: aret@medizin.uni-leipzig.de

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