Auf dem Weg zu gezielteren Medikamenten – Moderne Bluthochdruck-Forschung


UKBF-Mediendienst Nr. 96 a vom 13.12.00
(handout zur Wissenschaftswoche 2000 am Fachbereich Humanmedizin der FU Berlin

Rund 20 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an Bluthochdruck (Hypertonie), viele von ihnen unerkannt. Dies, obwohl bekannt ist, das ein schlecht eingestellter Blutdruck zu erheblichen Folgeerkrankungen führen kann.
Mittlerweile gibt es einige deutlich bessere Arzneimittel gegen Hypertonie. Aber immer noch ist medikamentöse Behandlung in vielen Fällen unbefriedigend. Das liegt vor allem daran, dass die Mechanismen, die zum Bluthochdruck führen, auch heute noch nicht zufriedenstellend geklärt sind. Fortschritte sind hier vor allem von der Genomforschung zu erwarten.

Neue Ansätze auf diesem Gebiet liefert die Proteomforschung. Sie befasst sich mit der Analyse der Gesamtheit der Eiweißstoffe (Proteine), die durch das Erbgut hergestellt („exprimiert“) werden.
Besondere Bedeutung für die Kreislauf- und Hypertonieforschung haben gefäßwirksame Peptidhormone, die aus höhermolekularen Proteinvorstufen entstehen. Solche für die Kreislauf-Fehlregulationen bedeutsamen Peptide lassen sich in ihrer Struktur mit den neuen, für die Proteinforschung wesentlichen massenspektrometrischen Verfahren aufklären.
Ein Beispiel:
Einige moderne Mittel gegen zu hohen Blutdruck greifen in das Angiotensin-System ein, also in eine Gruppe von Peptidhormonen, die wesentlich an der Blutdruckregulation beteiligt sind. Der menschliche Organismus ist aber offenbar in der Lage, Angiotensin auch dann noch mit Hilfe anderer Enzyme zu produzieren, wenn die „Hauptenzyme“, die an der Angiotensinbildung beteiligt sind, durch die genannten Medikamente blockiert sind. Hier konzentriert sich die Forschung auf die Frage, welche Enzyme es sind, die das „Konkurrenz-Angiotensin“ fördern. Mittelfristig lassen sich so womöglich ergänzende Arzneistoffe entwickeln.

Weitere neue Aspekte betreffen die Rezeptorforschung. Rezeptoren sind „Andockstellen“ für körpereigene oder auch fremde Substanzen. Neue Blutdruckmedikamente lassen sich als Hemmstoffe von bestimmten Hormonrezeptoren in Blutgefäßen entwickeln. Inzwischen wissen die Forscher, dass es neben den seit langem bekannten Rezeptoren für zum Beispiel Adrenalin oder Angiotensin weitere gibt, die eine Rolle in der Blutdruckregulation spielen. Dazu gehören offenbar vor allem die Purinrezeptoren. Gegenwärtig wird erforscht, welche Untertypen von Purinrezeptoren besonders wichtig sind. Auch hier besteht Hoffnung auf neue „Gegenspieler“ (Antagonisten), mit deren Hilfe die Purinrezeptoren so blockiert werden, dass eine effektiv Blutdruck-Senkung erzielt werden kann.

Ansprechpartner:
Prof. Dr.med. Walter Zidek
UKBF, Lehrstuhl für Nephrologie und Hypertensiologie
Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
Tel.: (030) 8445-2441, Fax: -4235
E-Mail: zidek@zedat.fu-berlin.de

Media Contact

Dipl.Pol. Justin Westhoff, UKBF-Pressestelle idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer