Den Geburtswehen auf der Spur

Wäre es möglich, den Zeitpunkt der Geburt zuverlässig zu prognostizieren, könnten hochschwangere Frauen bis kurz vor der Entbindung in ihrem vertrauten Umfeld bleiben. Dies würde nicht nur die pränatale Stressbelastung verringern, sondern auch das damit verbundene latente Gefühl der Unsicherheit.

Die bisher in der Geburtshilfe verwendete Tokometrie (CTG) differenziert nicht zwischen Trainings- oder Geburtswehen einer Schwangeren und wird nur unmittelbar vor und während der Geburt eingesetzt. Eine zuverlässige Analyse der Trainingswehen, die die Gebärmutter schon Wochen vorher auf die Geburt vorbereiten, ist somit nicht möglich.

Forscher der Leibniz Universität Hannover arbeiten jetzt an einer neuen Methode, um zuverlässig zwischen Trainings- und Geburtswehen unterscheiden zu können. Die Diagnose von Früh- oder Problemgeburten wäre mit der neuen Methode ebenfalls möglich.

Dipl.-Ing. Lars Reicke vom Institut für Dynamik und Schwingungen der Leibniz Universität Hannover und Dr. med. Holger Maul, Leitender Oberarzt der Geburtshilfe im Universitätsklinikum Heidelberg, erproben in einem interdisziplinären Forschungsprojekt derzeit die Anwendung der Elektromyographie (EMG) in der Geburtshilfe. Die EMG ist ein in der Medizintechnik etabliertes Verfahren, welches die elektrische Spannung beim Aktivieren des Muskels misst. Mit dieser Methode wurden bisher Erkrankungen des Nervensystems und Muskelbeschwerden untersucht.

Der neue Forschungsansatz überträgt die Anwendung der Elektromyographie in die Geburtshilfe: Die elektrischen Signale der kontraktierenden Gebärmutter werden über zwei Oberflächenelektroden auf dem Bauch der Schwangeren mit einer speziellen Software aufgezeichnet Dies ist für die schwangere Frau völlig schmerzfrei. Danach extrahieren und analysieren die Forscher markante Einzelimpulse aus den gemessenen Rohsignalen. Sie versuchen dann, die charakteristischen Merkmale der Trainings- und Geburtswehen zu identifizieren und zu vergleichen. Ziel ist es, ein Gerät zu entwickeln, welches ähnlich wie der Cardio-Tokograph die Muskelaktivitäten der Gebärmutter misst und darüber hinaus zuverlässig zwischen Trainings- und Geburtswehen differenzieren kann.

Das Projekt befindet sich seit etwa 18 Monaten in der vorklinischen Phase. Mehr als 300 schwangere Frauen wurden bereits in die Studie einbezogen. Inzwischen konnten die Forscher zeigen, dass es mittels der EMG-Messungen möglich sein kann, eine Aussage über den Zeitpunkt der Geburt zu treffen. Noch in diesem Jahr werden die Wissenschaftler Forschungsgelder beantragen, um die Arbeit am Projekt zu intensivieren und weiter voranbringen zu können.

Media Contact

Dr. Stefanie Beier Leibniz Universität Hannover

Weitere Informationen:

http://www.uni-hannover.de

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