Künstliche Befruchtung: Baby ohne Alzheimer-Gen "erschaffen"

Schon vor mehr als zwei Jahren wurde in den USA ein Embryo per Prä-Implantations-Diagnostik (PID) ausgewählt, der nicht das Gen trägt, das für die früh einsetzende Form von Alzheimer verantwortlich ist.

Damit erfüllten die Wissenschaftler um Dr. Yuri Verlinsky von den Reproductive Genetics Institutes in Chicago den Wunsch einer 30-Jährigen, in deren Familie diese Variante von Alzheimer vererbt wird. Diese Form tritt bei etwa einem Prozent der Alzheimer-Patienten auf und setzt schon etwa mit dem 40. Lebensjahr ein.

Über ihr Vorgehen berichteten die Mediziner jetzt in der Fachzeitschrift „JAMA“. Bei der künstlichen Befruchtung setzten sie Eizellen der Mutter und Spermien des von der Krankheit unbelasteten Vaters ein. Nach der Befruchtung untersuchten sie die Embryonen auf eine bestimmte dominante Mutation in dem Gen für das Amyloid-Precursor-Protein (APP), die für die früh einsetzende Alzheimer-Erkrankung verantwortlich ist.

Laut Verlinsky wurden genetische Reihenuntersuchungen bereits mehr als 3000 Mal eingesetzt, um Erbkrankheiten wie die Sichelzellen-Anämie auszuschließen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die PID verboten. Im vorliegenden Fall wurden vier von 15 Embryonen vorselektiert und der Patientin implantiert. Mittlerweile ist das daraus entstandene Mädchen 18 Monate alt und zeigt keinerlei Veranlagung für die früh einsetzende Alzheimer-Form.

Der Erfolg führte allerdings zu einer ethischen Diskussion: Roberta Springer Loewy und Dena Turner von der Universität von Kalifornien in Davis argumentierten in einem „JAMA“- Kommentar, dass das Mädchen seine Mutter in wenigen Jahren dahinsiechen und sterben sehen werde. Auch könne sich die Mutter schon bald nicht mehr um das Kind kümmern. Die Schwester der Frau erkrankte mit 38 Jahren und lebt mittlerweile in einer geschlossenen Einrichtung. Ihre beiden Kinder kann sie nicht mehr versorgen. Der Bruder zeigte im Alter von 35 Jahren die ersten Alzheimer-Symptome. Der Familienvater starb mit 42 Jahren.

JAMA (2002) Vol. 287, No. 8, pp. 1018 – 1021;

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