Immunologie im Weltall und auf der Intensivstation

Der Aufenthalt des Menschen im Weltraum führt im Organismus zu Anpassungsvorgängen. Dabei können auch schwerwiegende, die Gesundheit der Kosmonauten/Astronauten gefährdende Veränderungen, vergleichbar mit Reaktionen bei schwerstkranken, intensivtherapiebedürftigen Patienten auftreten.

So erfahren sowohl die Kosmonauten/Astronauten in der Schwerelosigkeit als auch Schwerstkranke auf der Intensivstation ausgeprägte psychische und physische Stresssituationen. In Folge fehlender Bewegung, Störung der Verdauung und der Schlaf-Wach-Zyklen, und der Tatsache, sich in Lebensgefahr zu befinden, kommt es in beiden Situationen zu ausgeprägten Veränderungen der Immunabwehr und somit zu einer Gefahr für das Leben des Menschen. Dr. Alexander Chouker und Prof. Dr. Manfred Thiel (Klinik für Anästhesiologie des Klinikums der Universität München, LMU) erforschen derzeit die Folgen (bmb+f/DLR Fördernummer 50WB0523) von verschiedenen Stressfaktoren auf das Immunsystem, insbesondere den Verlust der natürlichen Schwerkraft. Dazu werden auch die immunologischen Folgen fehlender Erdanziehung beim Aufenthalt des deutschen Astronauten Thomas Reiter in der Internationalen Raumstation ISS analysiert.

Das Immunsystem spielt sowohl im Weltall als auch auf den Intensivstationen eine Schlüsselrolle. Einerseits muss eine ausreichende Abwehrkraft zum Schutz vor pathogenen Keimen bereitgestellt werden, andererseits darf das Immunsystem nicht zu stark aktiviert werden, um den menschlichen Organismus nicht von „innen“ zu schädigen. Ziel der modernen Immunologie ist es, diese Ambivalenz des Immunsystems besser zu verstehen. Aufgrund der Schwerelosigkeit im Weltraum bietet sich nun erstmals die einzigartige Möglichkeit, neue, beim Leben des Menschen auf der Erde durch die Schwerkraft „hervorgerufene“ Mechanismen zu entdecken. Denn seit Beginn der Entwicklung des Lebens auf der Erde vor etwa einer Milliarde Jahren hat die Schwerkraft auf die Interaktion von Molekülen während des Zellwachstums, der Zellkommunikation und somit auf jegliche Form von Leben fortwährend Einfluss genommen.

Die zu erwartenden Erkenntnisse werden die Entwicklung neuer prophylaktischer oder therapeutischer Maßnahmen fördern, die das Gesundheitsrisiko des Menschen bei Langzeitraumflügen reduzieren. Außerdem eröffnen die geplanten Untersuchungen Perspektiven für neue innovative Therapieansätze schwerkranker Patienten in der Intensivmedizin.

Ansprechpartner:
Dr. Alexander Chouker und Prof. Dr. Manfred Thiel
Klinik für Anästhesiologie am
Klinikum der Universität München
Tel: +49 (0)89 7095-3410
E-Mail: manfred.thiel@med.uni-muenchen.de
Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München (LMU) werden an den Standorten Großhadern und Innenstadt jährlich rund 83.000 Patienten stationär und 371.000 Patienten ambulant behandelt. Die 44 Fachkliniken, Institute und Abteilungen verfügen über 2.400 Betten. Von insgesamt 9000 Beschäftigten sind rund 1800 Mediziner. Forschung und Lehre ermöglichen eine Patientenversorgung auf höchstem medizinischem Niveau. Das Klinikum der Universität München zählt zu den größten Gesundheitseinrichtungen in Deutschland und hat im Jahr 2005 mehr als 55 Millionen Euro an Drittmitteln eingeworben. Das Klinikum der Universität München ist seit Juni 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts.

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Philipp Kressirer idw

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenchen.de

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