Entwicklung eines innovativen HIV-Impfstoffs an der Universität Regensburg

Für den Beitrag zur Entwicklung innovativer Impfstoffkandidaten gegen die Immunschwächekrankheit AIDS erhielt der von Prof. Dr. Ralf Wagner geleitete Bereich „Molekulare Mikrobiologie und Gentherapie“ am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene eine Förderung in Höhe von mehr als USD 2,3 Mio aus den Mitteln der Bill und Melinda Gates Stiftung (BMGF). Das Regensburger Projekt ist integraler Bestandteil zweier internationaler Forschungskonsortien, die mit insgesamt USD 40 Mio unterstützt werden und innerhalb von fünf Jahren hochinnovative HIV Impfstoffkandidaten zur klinischen Testung bringen sollen.

Die im Jahre 2000 gegründete Bill und Melinda Gates Siftung (BMGF) unterstützt auf dem Gebiet „Global Health“ mit einem Betrag von über USD 6,6 Mrd. weltweit aktuelle Forschungsvorhaben, die sich die Prävention armutskorrelierter Erkrankungen und die Vermeidung von Volkskrankheiten zum Ziel gesetzt haben. Unter den armutsbedingten Erkrankungen kommt den Infektionserkrankungen AIDS, Malaria und Tuberkulose besondere Bedeutung zu. Allein für die Förderung von internationalen Forschungskooperationen zur Entwicklung eines HIV-Impfstoffes (Collaboration for AIDS Vaccine Discovery, CAVD) wurden durch die Stiftung für die nächsten fünf Jahre insgesamt USD 287 Mio. bereitgestellt.

„Durch die Mitwirkung an der Konzeption und Umsetzung zweier komplementärer Großprojekte kann die internationale und inhaltliche Vernetzung der Arbeitsgruppe erheblich ausgebaut werden“, betont Prof. Wagner, Leiter des Bereiches „Molekulare Mikrobiologie und Gentherapie“ am Regensburger Uniklinikum. „Zudem erlaubt uns die nachhaltige Förderung die gezielte Weiterentwicklung und Ergänzung von Impfstoffkandidaten, die in unserem Haus entwickelt und derzeit bereits erfolgreich in klinischen Studien der Phase I getestet werden.“

In einem strukturierten, zweistufigen Antragsverfahren wurden in der ersten Gutachterrunde 22 Forschungscluster aus insgesamt 63 eingegangenen Voranträgen zur Ausarbeitung eines kompletten Forschungs- und Entwicklungsprogrammes aufgefordert. Am Ende des hochkompetitiven Auswahlverfahrens standen 16 internationale Forschungscluster zur Förderung an, die sich jeweils unmittelbar mit der Entwicklung von HIV-Impfstoffkandidaten beschäftigen. Fünf Initiativen konzentrieren sich auf die Induktion einer Antikörperantwort (VDAC, Vaccine Discovery Antibody Consortia), die vor Infektion mit unterschiedlichsten HIV-Varianten schützen soll; sechs weitere Forschungscluster entwickeln neue Strategien zur Induktion HIV-spezifischer T-Zellen, mit deren Hilfe die infizierten Zellen in HIV-Patienten zerstört werden sollen (VDTC, Vaccine Discovery T-cell Consortia). Die Regensburger Arbeitsgruppe ist in beide Programme eingebunden.

Das T-Zell Vaccine Discovery Consortium PTVDC (Poxvirus T-cell Vaccine Discovery Cluster) mit einer Gesamtfinanzierung von USD 15,3 Mio. konzentriert seine Forschungen auf die Entwicklung von gentechnisch modifizierten Pockenimpfviren, mit deren Hilfe in Geimpften eine HIV-Infektion nachgeahmt werden soll. 14 Arbeitsgruppen aus Europa, USA und Kanada haben sich gemeinsam mit dem Impfstoffhersteller Sanofi-Pasteur zum Ziel gesetzt, die Immunogenität eines bereits klinisch getesteten und ebenfalls mit Regensburger Beteiligung entwickelten Impfstoffes weiter zu verstärken. Die Regensburger Arbeitsgruppe wird sich in diesem Projekt ausschließlich auf eine Verbesserung der durch die modifizierten Pockenimpfviren transportierten HIV-Bestandteile konzentrieren. Dafür erhält die Regensburger Gruppe erhält von der Koordinationsstelle in Lausanne (Centre Hospitalier Universitaire Vaudois, Prof. Dr. Giuseppe Pantaleo) Fördergelder in Höhe von USD 740.000.

Das Antikörper-Konsortium VDAC wird mit einem Betrag von USD 25 Mio. gefördert. Konkret werden in diesem Internationalen Netzwerk monoklonale Antikörper mit besonderen Eigenschaften entwickelt. Idealerweise binden derartige Antikörper an Strukturen der viralen Hüllproteine, die bei allen bekannten HIV-Varianten sehr ähnlich sind und blockieren („neutralisieren“) so die Infektion von T-Helferzellen. Diese hochspezialisierten Antikörper werden derzeit als Schlüsselreagenz auf dem Weg zur Entwicklung aktiver Impfstoffe angesehen: Varianten des HIV-Hüllproteins, die besonders gut an solche Antikörper binden, werden beste Chancen eingeräumt, die Bildung breit neutralisierender Antikörper auszulösen. Fünf der insgesamt 17 im VDAC-Konsortium vereinten Partner, darunter auch Novartis-Chiron, beschäftigen sich mit unterschiedlichen Verfahren zur Entwicklung und Auswahl solcher Hüllprotein-Varianten. Die Regensburger Arbeitsgruppe ist für die Koordination dieses Projektbereichs verantwortlich. Für den Beitrag zur Generierung und Selektion von Hüllprotein-Varianten über eine Bibliothek gentechnisch veränderter HI-Viren erhält der von Prof. Wagner geleitete Arbeitskreis von der Koordinierungsstelle in London (UCL University, Prof. Dr. Robin Weiss) rund USD 1,6 Mio.

Beide Konsortien sind auf eine Laufzeit von zunächst fünf Jahren angelegt. Innerhalb dieses Zeitraumes sollen Impfstoffkandidaten entwickelt und präklinisch erprobt werden. Am Ende der ambitionierten Projekte sollen laut Forschungs- und Entwicklungsplan Impfstoffkandidaten verfügbar sein, die unmittelbar an der Schwelle zur klinischen Prüfung stehen. Die Beteiligung der Firmen Sanofi-Pasteur (PTVDC) und Novartis-Chiron (VDAC) soll den reibungslosen Ablauf bei der Produktion und Zulassung geeigneter Kandidaten für die klinische Testung sicherstellen.

„Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.“ Samuel Beckett

Über die Bill und Melinda Gates Stiftung, Seattle:

Die im Jahr 2000 durch Bill und Melinda Gates gegründete Stiftung mit Sitz in Seattle (Washington State) möchte einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der globalen Gesundheitsprobleme leisten. Bis August 2006 wurden für den Bereich „Weltweite Gesundheit“ mehr als 6 Mrd. USD bereitgestellt, davon flossen nahe zu 2 Mrd. USD in die Bereiche „HIV, TB und Reproduktive Gesundheit“, 1,6 Mrd. in den Bereich „Infektionskrankheiten“, 2,4 Mrd. USD wurden verwendet für weltweite Gesundheitsstrategien, 4,4 Mio. USD für weltweite Gesundheitstechnologien und 1,7 Mio. USD wurden bereitgestellt für Forschung, Rechtsfragen und Politik.

Über den Bereich „Molekulare Mikrobiologie und Gentherapie“, Universität Regensburg:

Die Forschergruppe um Professor Wagner widmet sich der Entwicklung, präklinischen und klinischen Testung von HIV Impfstoffkandidaten.
Aktuelle Forschungsschwerpunkte schließen sowohl epidemiologische Studien, als auch die Aufklärung von HI-viralen Pathogenese- und Replikationsmechanismen ein. Daraus abgeleitete Erkenntnisse liefern zusammen mit der präklinischen und klinischen Analyse von virusspezifischen B- und T-Zell-Antworten die Grundlage für ein rationales Design innovativer Impfstoffe und Gentherapie-Ansätze.

Die Finanzierung erfolgt ausschließlich über nationale und internationale geförderte Drittmittelprojekte, wie z. B. BMBF, EU, sowie unterschiedlicher Stiftungen, darunter auch die Bill & Melinda Gates Stiftung.

Rückfragen und Korrespondenz an:
Prof. Dr. Ralf Wagner
Molekulare Mikrobiologie und Gentherapie
Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene
Universität Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg
Germany
Tel.: 0941-944 6452
Fax: 0941-944 6484
ralf.wagner@klinik.uni-regensburg.de

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Dr./M.A. Rudolf F. Dietze idw

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