Forscher wollen DNA Schäden gezielt in Leukämiezellen auslösen

Der Therapieansatz soll langfristig für die Patienten eine effektivere Behandlung mit weniger Nebenwirkungen ermöglichen, als bisher mit der Chemotherapie erreichbar ist. Ermöglicht wird das Forschungsvorhaben durch die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V..

Krebszellen töten und gesunde Zellen schonen – das ist heute eine der großen Herausforderungen an die Krebsmedizin. Ein Wissenschaftlerteam vom Institut für Transfusionsmedizin (Leiter: Prof. Dr. med. H. Schrezenmeier) des Universitätsklinikums Ulm verfolgt nun eine neue Spur, um die Therapiemöglichkeit für die Akute Lymphatische Leukämie (ALL) zu verbessern.

Anders als bei der herkömmlichen Chemotherapie soll programmierter Zelltod nicht durch Einwirkung von außen, sondern gezielt innerhalb der bösartigen Zellen ausgelöst werden. Ermöglicht wird das Forschungsvorhaben durch die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e. V., die das Projekt zunächst für eineinhalb Jahre mit 145.500 Euro fördert.

Ein wesentlicher Bestandteil der herkömmlichen Therapie ist die Chemotherapie, die jedoch mit schweren Nebenwirkungen verbunden ist. Denn das Zellgift tötet nicht nur die Leukämiezellen, sondern schädigt auch die gesunden Zellen und schwächt den Patienten zusätzlich. Deshalb arbeiten die Ulmer Forscher um Dr. Doris Niewolik und Dr. Klaus Schwarz am Institut für Transfusionsmedizin an einer neuen Therapieform, die sich gezielt gegen die Leukämiezellen richtet.

Voraussetzung für die Zerstörung der bösartigen Zellen ist die gezielte Schädigung der DNA, die die genetische Information für die biologische Entwicklung der Zellen enthält. Um DNA-Schäden innerhalb der Leukämiezellen auszulösen, greift man in einen wichtigen Schritt bei der Reifung von Lymphozyten (Abwehrzellen) ein. Während dieses Reifungsprozesses treten natürliche Brüche im Doppelstrang der DNA auf. Diese Brüche heilt die Leukämiezelle normalerweise selbst, mit Hilfe des Proteins Artemis. Damit Artemis wirken kann, muss es von einem weiteren Protein, dem DNA-PKcs, gebunden und aktiviert werden.

Ziel des geförderten Forschungsprojektes ist es, das Zusammenwirken der beiden Proteine zu charakterisieren und dann zu blockieren. Wenn dies gelingt, kann die Leukämiezelle ihre DNA-Brüche nicht mehr selbst heilen, ihre DNA wird geschädigt. Diese irreparablen DNA-Schäden führen dann letztlich zum programmierten Zelltod und damit zur Vernichtung der Leukämiezellen.

Die Akute Lymphatische Leukämie ist eine der häufigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen im Kindesalter: Krankhaft veränderte Abwehrzellen vermehren sich und verdrängen die funktionstüchtigen Lymphozyten. Dadurch wird das Immunsystem des Körpers geschwächt. Dank großer Fortschritte in den letzten Jahren können heute etwa 80 % der betroffenen Kinder geheilt werden. Bei den erwachsenen ALL-Patienten wird nur jeder Dritte langfristig geheilt. Der neue ALL-Therapieansatz soll langfristig für die Patienten eine effektivere Behandlung mit weniger Nebenwirkungen ermöglichen, als bisher mit der Chemotherapie erreichbar ist.

Weitere Informationen:

Universitätsklinikum Ulm
Institut für Transfusionsmedizin
Dr. Doris Niewolik
Helmholtzstraße 10
89081 Ulm
Tel. 0731 – 150635
Fax 0731 – 150575
doris.niewolik@medizin.uni-ulm.de
Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e. V.
Gabriele Schulze
Pressestelle
Tel. 089 – 27 29 04-40
presse@carreras-stiftung.de
Herausgegeben durch:
Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Petra Schultze
Tel: 0731 – 500 43025
petra.schultze@uniklinik-ulm.de

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