Erfolgreiches Typ 1 Diabetes-Screening für Neugeborene – eine Zwischenbilanz

Das Studienzentrum in München hat nun eine erste Zwischenbilanz gezogen: In ganz Deutschland haben etwa 5300 Neugeborene an der ersten Stufe der Studie, dem Diabetes Risiko-Screening teilgenommen. Weltweit waren es über 91000. Bis in drei Jahren sollen in Deutschland mindestens 9400, in allen teilnehmenden Ländern zusammen 220 000 Neugeborene das Screening durchlaufen haben.

Durch das Risiko-Screening kann anhand einer Blutprobe aus der Nabelschnur geklärt werden, ob ein Neugeborenes ein erhöhtes erbliches Risiko hat an Typ 1 Diabetes, also der „jugendlichen“, insulinpflichtigen Form der Zuckerkrankheit zu erkranken. Bis drei Monate nach der Geburt kann die Untersuchung anhand weniger Tropfen Blut nachgeholt werden. Mitmachen kann jedes Neugeborene, insbesondere empfiehlt sich die Teilnahme aber für Kinder, die einen Verwandten mit Typ 1 Diabetes haben, da sie schon aufgrund der familiären Belastung ein höheres Erkrankungsrisiko mitbringen.

Auch für Säuglinge ohne familiäre Belastung macht die Untersuchung jedoch Sinn: Typ 1 Diabetes ist die häufigste chronische Krankheit im Kindesalter. Die meisten Neuerkrankten stammen aus Familien, in denen bisher kein Typ 1 Diabetes aufgetreten ist. Zurzeit erkranken in Deutschland jährlich etwa 2000 Kinder und sind künftig von täglichen Insulin-Injektionen abhängig. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt aber mit jedem Jahr weiter an.

Um den Typ 1 Diabetes eines Tages verhindern zu können, soll in einer zweiten Stufe der TEDDY Studie geklärt werden, welche Umweltfaktoren die Krankheit bei erblich vorbelasteten Kindern auslösen können. Von den Kindern, die im Screening ein erhöhtes Risiko aufweisen, werden deshalb bei Einverständnis der Eltern schon von Geburt an Informationen zu Ernährung, Infektionen und besonderen psychischen Belastungen gesammelt und später ausgewertet.

In Deutschland nehmen bisher 110 Kinder an dieser zweiten Stufe der Studie teil, weltweit sind es 1828. Die fünf weiteren Studienzentren in Schweden, Finnland und den USA sind also deutlich stärker vertreten als Deutschland. „Vor allem in Schweden und Finnland macht eigentlich jeder Säugling beim Screening mit, der im Einzugsbereich der Studienkliniken geboren wird“, erklärt Prof. Ziegler, Leiterin des deutschen TEDDY Teams. „Anders als in Deutschland haben die Eltern dort ein viel stärkeres Problembewusstsein was den Diabetes betrifft und sind eher bereit sich zu engagieren.“

Da das Diabetes Risiko nicht im Rahmen des allgemeinen Neugeborenen Stoffwechsel-Screenings getestet wird, bietet die TEDDY Studie eine zusätzliche, kostenlose Vorsorgemöglichkeit für Neugeborene. Wird dabei ein erhöhtes Risiko festgestellt, kann durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen zwar noch nicht die Krankheit selbst, zumindest aber ein unerwarteter Krankheitsausbruch mit dramatischen Stoffwechselstörungen verhindert werden. Zudem wird so ermöglicht, die notwendige Therapie frühzeitig zu beginnen und die Gefahr von Komplikationen zu verringern.

Nähere Informationen: Institut für Diabetesforschung, Prof. Ziegler, Kölner Platz 1, 80804 München. Tel.: 0800 33 83 339 oder

E-Mail: teddy.germany@lrz.uni-muenchen.de

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Angelika Locher idw

Weitere Informationen:

http://www.ifdf.de

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