Zahl der Grillunfälle häuft sich

Sommerzeit – Grillzeit. Doch beim Umgang mit Holzkohle und Feuer ist Vorsicht geboten: Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) musste in diesem Sommer bereits acht Opfer von Grillunfällen mit zum Teil schweren Verbrennungen behandeln. „Die größte Gefahr geht von Brandbeschleunigern wie etwa Brennspiritus aus“, sagt Professor Dr. Peter Vogt, Direktor der Abteilung Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. Bei allen acht Patienten sei Spiritus im Spiel gewesen. „Das Grillen ist eine vielfach unterschätzte und kaum beachtete Ursache für Verbrennungen.“

In warmen Monaten werden in Deutschland bis zu 100 Millionen Grillfeuer entfacht. Aus Leichtsinn, Unkenntnis oder wegen ungeeigneter Gerätschaften komme es bundesweit pro Monat zu 2000 bis 3000 Grillunfällen, von denen jeder fünfte schwere Verbrennungen mit bleibenden Schäden nach sich zöge, betont Dr. Andreas Gohritz aus der Abteilung Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. In einer neuen Studie hat er 50 Grillunfälle ausgewertet, deren Opfer in den vergangenen elf Jahren auf der Brandverletztenstation der MHH behandelt worden waren. Bei den elf Frauen und 39 Männern waren im Durchschnitt 21 Prozent der Haut verbrannt, bei einem Patienten sogar zwei Drittel der Körperoberfläche. Die Dauer der Intensivbehandlung betrug zwischen 15 und 68 Tage. „Von den Verbrennungen besonders betroffen waren die schwierig zu rekonstruierenden Areale von Gesicht, Händen und Dekolletee-Bereich“, erläutert der Mediziner. Zwei Patientinnen im Alter von 14 und 20 Jahren, die an der Unfallursache vollkommen unbeteiligt waren, starben an ihren Verletzungen.

„Die meisten Menschen machen sich nicht klar, wie gefährlich der Umgang mit Brandbeschleunigern wie etwa Brennspiritus sein kann“, sagt Dr. Gohritz. Aufgrund ihrer besonderen physikalischen Eigenschaften verdunsten sie zu leicht entflammbaren, unter bestimmten Umständen hochexplosiven Dampf-Luft-Gemischen. „Bei der schlagartigen Verbrennung einer Spiritusdampf-Glocke kann eine riesige Feuerwand mit Temperaturen von 1000 bis 1800 Grad Celsius entstehen.“

Die Ratschläge der MHH-Mediziner:

1. Benutzen Sie keine flüssigen Brandbeschleuniger, aber auch keine gelartigen Grillpasten! Wird etwa Spiritus in die Glut oder das Feuer nachgegossen, kann durch den Flammenrückschlag der Behälter explodieren und aus der Hand gerissen werden. Auch die gelartigen Alternativen sind nicht ohne Risiko: Bei hochsommerlichen Temperaturen heizt sich Holzkohle bereits vor dem Entzünden auf bis zu 80 Grad Celsius auf; auf der heißen Kohle verflüssigt sich die Grillpaste, so dass auch dabei ein explosives Gemisch entstehen kann.

2. Stellen Sie den Grill kippsicher im Windschatten auf! So vermeiden Sie Stichflammen durch Luftböen.

3. Verwenden Sie Schutzhandschuhe und lange Grillzangen!

4. Kinder dürfen nicht in der Nähe des Grills spielen! Der Sicherheitsabstand sollte mindestens drei Meter betragen. Denken Sie daran, dass das offene Feuer im Grill für die meisten Kinder auf Augenhöhe brennt.

5. Halten Sie immer Löschmittel bereit! Damit Sie im Falle eines Falles nicht erst in Panik suchen müssen, gehört ein Eimer mit Wasser, Sand, eine Löschdecke oder ein Feuerlöscher griffbereit zum Grillen dazu.

6. Sollte Fett in Brand geraten, löschen Sie es nicht mit Wasser, sondern durch Abdecken!

Weitere Auskünfte zum Thema Grillunfälle, aber auch allgemein zur Brandverletztenstation beantwortet Professor Dr. Peter Vogt, vogt.peter@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-8864.

Media Contact

Stefan Zorn idw

Weitere Informationen:

http://www.mh-hannover.de/

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