Die Influenza-Forschung im Robert Koch-Institut wird verstärkt

Das Institut setzt die Fördermittel für bis zu zwei Jahre dauernde Forschungsvorhaben in der (epidemiologischen) Krankheitsüberwachung, Schnelldiagnostik, Krankheitsentstehung, Impfstoffentwicklung und Kommunikation ein. Die Auswirkungen von Schutzmaßnahmen durch mathematische Modelle abzuschätzen und die Methoden zur Erfassung des Pandemieverlaufs zu entwickeln, sind weitere neue Forschungsprojekte. Außerdem wird ein eigenes Fachgebiet Respiratorisch übertragene Erkrankungen eingerichtet. Es wurde wegen der gestiegenen Bedeutung insbesondere der Influenza aus dem Fachgebiet Respiratorische Erkrankungen und Impfprävention ausgegliedert.

Entwicklungsbedarf besteht zum Beispiel auf dem Gebiet der Analyse und Überwachung des Krankheitsgeschehens. Zwar ist das vom Robert Koch-Institut im Jahr 2000 entwickelte elektronische Meldesystem international anerkannt, aber für den Fall einer weltweiten Grippewelle müsste das jetzige System erweitert werden, etwa zur Erfassung von Kontaktpersonen und getroffenen Schutzmaßnahmen. Geplant ist auch der Ausbau einer bereits bestehenden Taskforce, um die zuständigen Behörden vor Ort bei Präventions- und Eindämmungsmaßnahmen auch bei größeren Ausbrüchen unterstützen zu können.

Eine Infektion mit Influenzaviren möglichst schnell feststellen zu können, hat für die Bekämpfung eine hohe Bedeutung. Die derzeit verfügbaren Influenza-Schnelltests können nach 10 bis 20 Minuten zwar Influenzaviren nachweisen, aber nicht gezielt die jeden Winter in der Bevölkerung zirkulierenden Subtypen H1 und H3 differenzieren. Auch für den die Vogelgrippe verursachenden Subtyp H5 steht die Entwicklung eines empfindlichen und zuverlässigen Schnelltests erst am Anfang. Die RKI-Forscher haben vor, spezifische Nachweissysteme für die wichtigen Oberflächeneiweiße des Vogelgrippevirus zu entwickeln und in Kooperation mit Diagnostikherstellern einen H5-Schnelltest aufzubauen. Auch der empfindlichere so genannte PCR-Test zum exakten Nachweis von H5N1 soll als mobiles Testverfahren weiter entwickelt werden, um damit eine gezielte rasche Untersuchung vor Ort zu ermöglichen.

Noch weiß man wenig über die Ursachen der ungewöhnlichen Eigenschaften von H5N1. Man hat zum Beispiel beobachtet, dass dieser Erreger die für Grippeviren untypische Fähigkeit hat, sich über die Atemwege hinaus im Körper auszubreiten, zum Beispiel ins Gehirn. Das könnte zu der derzeit relativ hohen Sterblichkeitsrate beim Menschen beitragen (131 Todesfälle bei 229 Erkrankungen seit Ende 2003). Eine zweite Ursache für diese Rate ist möglicherweise die überschießende Körperabwehr. Daher werden im Robert Koch-Institut, aufbauend auf bisherigen Forschungsarbeiten, die Reaktionen des Immunsystems auf H5N1-Viren untersucht und ein Protein (NS1) funktionell charakterisiert, das im Verdacht steht, den Krankheitsverlauf entscheidend zu beeinflussen. Außerdem wird untersucht, auf welcher Route H5N1 ins Gehirn gelangen kann. Beide Vorhaben könnten neue Ansätze für die Medikamentenforschung bringen.

Die Entwicklung von pandemischen Influenza-Impfstoffen wird, basierend auf der verfügbaren Impfstofftechnologie, seit dem vergangenen Jahr von der Bundesregierung gefördert. Durch das Forschungs-Sofortprogramm können darüber hinaus die Arbeiten an modernen Impfstofftechnologien im Robert Koch-Institut und im Paul-Ehrlich-Institut verstärkt werden. Die Ziele der vier Teilprojekte (Koordination beim Paul-Ehrlich-Institut) sind Impfstoffe mit einer breiteren Wirksamkeit als bisher und die Entwicklung moderner Methoden zur Charakterisierung und Bewertung der Schutzwirkung von Impfstoffen.

An der Bewältigung von ungewöhnlichen Seuchengeschehen haben rasche und verlässliche Informationen zur Situation und zu Schutzmaßnahmen einen wesentlichen Anteil. Daher wird in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ein zielgruppenspezifisches Informationsmanagement für Bürger aufgebaut.

Das Forschungs-Sofortprogamm Influenza wird unter der Federführung dreier Ressortforschungseinrichtungen des Bundes durchgeführt, neben dem Robert Koch-Institut und dem Paul-Ehrlich-Institut (beide gehören zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit) ist für die veterinärmedizinischen Vorhaben das Friedrich-Loeffler-Institut verantwortlich (Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz). „Alle drei Institute haben in ihren Arbeitsbereichen langjährige Erfahrung in der Influenza-Forschung und kooperieren intensiv mit Hochschulen, Unternehmen und weiteren Instituten im In- und Ausland“, unterstreicht Reinhard Kurth.

Das Sofortprogramm ist Teil einer Forschungsvereinbarung zu Zoonosen, das sind Erkrankungen, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind. Die Forschungsvereinbarung ist im Frühjahr 2006 vom Bundesministerium für Gesundheit, vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung vorgestellt worden.

Weitere Informationen: http://www.rki.de > Infektionskrankheiten A – Z > Influenza

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