Stille Revolution bei Wirbelsäulen-Operationen

Aufrichtung der durch Bruch höhegeminderten Wirbelkörper durch Kyphoplastie

Verletzungen der Wirbelsäule sind eine häufige und schwerwiegende Folge von Unfällen. Die operative Behandlung von diesen Verletzungen hat in den letzten Jahren jedoch bemerkenswerte Fortschritte erzielt, wodurch einer großen Zahl von Patienten der Rollstuhl oder lebenslanges Leiden erspart bleibt. „Die neuen Operationsverfahren haben in den letzten Jahren die Behandlung von Wirbelbrüchen – von der Öffentlichkeit fast unbemerkt – revolutioniert und ihnen vielfach ihren früheren Schrecken genommen“, erläutert Klaus-Michael Stürmer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallschirurgie (DGU).

Von den 1,687 Mio. im Jahr 2004 in Deutschland stationär behandelten Unfallverletzten wiesen rund die 100.000 Betroffenen Verletzungen der Wirbelsäule auf. Zwar besteht das größte Risiko für Verletzungen der Wirbelsäule im Straßenverkehr, jedoch bringen auch der Haushalt und einige riskante Sportarten erhöhte Gefahren mit sich. Besonders schwere Verletzungen der Wirbelsäule werden meist durch Stürze aus größerer Höhe verursacht. „Chronische Schäden werden ausgelöst durch verletzungsbedingte Instabilitäten und Fehlstellungen zwischen den einzelnen Wirbeln“, erklärt Stürmer. „Das kann zu quälenden Nacken- und Rückenbeschwerden bis hin zu lokalen Nervenwurzelausfällen führen.“ Aber auch motorische Lähmungen, Querschnittslähmungen und Störungen der Erektion sowie der Blasen- und Darmentleerung sind mögliche Unfallfolgen.

Ein bisher kaum behandelbares Problem sind die sehr schmerzhaften Knochenbrüche bei Osteoporose. In Deutschland sind etwa 40 Prozent aller Frauen in den Wechseljahren von dieser Erkrankung betroffen, von denen 1,7 Mio. das Risiko einer osteoporotischen Wirbelfraktur haben. Mit dem neuen, minimalinvasiven Verfahren namens „Vertebro- oder Kyphoplastie“ können die durch Bruch höhegeminderten Wirbelkörper durch Einspritzungen von Knochenzement wieder aufgerichtet werden. Hierdurch können in den meisten Fällen offene, sehr belastende Operationen vermieden werden. Patientinnen sind in der Regel sofort schmerzfrei und können sich wieder belasten.

Nach wie vor kontrovers bleibt die Frage, ob man die verletzte Wirbelsäule besser vom Rücken oder von vorne durch den Brustkorb oder Bauch stabilisieren sollte. Vom Rücken her können Knochenstücke, die in den Rückenmarkskanal eingedrungen sind, leichter zurückversetzt oder entfernt werden. Geht man von vorne an die Wirbelsäule heran, so können die Bruchstücke und verletzte Bandscheiben direkt durch Knochentransplantate oder moderne „Cages“ ersetzt werden. „Dies sind hochstabile, käfigartige, offenporige Titanimplantate, in denen sich zerkleinerter Knochen oder Wachstumsfaktoren befinden, die neuen Knochen bilden können“, erklärt Stürmer. Durch die Entwicklung einer minimal-invasiven Technik ist heute auch der Zugang von vorne für die Patienten nur noch relativ wenig belastend. „Letztendlich hängt es aber von der Entscheidung des behandelnden Arztes ab, welche Methode angewendet wird“, erklärt Silke Jakobi von der DGU-Pressestelle auf Nachfrage von pressetext. „Es ist nicht so, dass eines dieser Verfahren im Allgemeinen bevorzugt wird.“

Media Contact

Reanne Leuning pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.dgu-online.de

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