KKH zeichnet Wissenschaftler für neue Diagnostikverfahren aus

Erstmalig hat die Kaufmännische Krankenkasse – KKH heute in Berlin ihren mit 55.000 Mark dotierten Innovationspreis Diagnostik vergeben. Ausgezeichnet wurden vier Arbeiten. Alle stellen neue, verbesserte Verfahren zur Früherkennung von Krankheiten dar.

Der erste Preis geht an Dr. med. Carsten Goessl (35) von der Freien Universität Berlin. Am Klinikum Benjamin Franklin widmet sich der Urologe dem Thema der Früherkennung des Prostatakarzinoms. Mit einer einfachen Probe Körperflüssigkeit (Urin oder Blut) lassen sich Veränderungen der DNA bestimmen, die für das Prostatakarzinom spezifisch sind.

Goessl konnte bestätigen, dass die Promoterhypermethylierung des Gens Glutathion-S-Transferase P1 (GSTP1) die häufigste DNA-Veränderung ist, die bisher im Prostatakarzinomgewebe beschrieben wurde. Sie scheint spezifisch für das Karzinom zu sein. In entsprechenden Versuchsreihen konnte bei 72 Prozent der Patienten die Existenz freier Tumor-DNA in Plasma und Serum nachgewiesen werden. Kontrollpatienten ohne Karzinom zeigten nur zu zwei Prozent entsprechende Veränderungen.

Noch sind nicht alle Versuche von Dr. Goessl soweit ausgeführt, dass sich sagen ließe, hier sei eine neue Vorsorgemethode gefunden worden, die flächendeckend tauglich wäre. Sollten diese ausstehenden Untersuchungen an einer großen Probandengruppe aber zu den gleichen Ergebnissen kommen wie die bisherigen Studien, dann kann sich die Medizin auf ein neues, unkompliziertes Instrument zur Vorsorge beim Mann einstellen, das zudem kostengünstiger als die bisherigen auf einer Gewebeentnahme basierenden Verfahren ist. Die Untersuchung einer Probe kostet etwa 12 Mark.

Wichtiger als der Kosten-Nutzen-Faktor war der Jury jedoch die Aussicht, dass sich die Überlebenschance bei Prostata-Krebspatienten durch eine möglichst frühzeitige Behandlung signifikant erhöhen lässt. Derzeit gilt Prostatakrebs als Todesursache Nummer zwei bei Männern mit einem Krebsleiden. Die KKH hat den ersten Preis ihres Innovationspreises mit 30.000 Mark dotiert.

Mit dem zweiten Preis (15.000 Mark) wird die Arbeit der Forschergruppe um den Freiburger Sportmediziner Dr. med. Arno Schmidt-Trucksäß (41) ausgezeichnet. Die Gruppe entwickelte ein Ultraschallverfahren zur verbesserten Messung der Wandrauheit der Halsschlagadern. Das Ergebnis hilft, Hochrisikopatienten für Herzinfarkt und Schlaganfall zu erkennen.

Zwar gilt die Untersuchung der Halsschlagader bisher schon als probate Früherkennungsmaßnahme für Atherosklerose. Allerdings ist es so, dass die Arterienwand auch mit zunehmendem Alter, unabhängig von Risikofaktoren, dicker wird. Der Gruppe um Dr. Schmidt-Trucksäß ist es gelungen, mit sehr präzisen Messprogrammen diejenigen Patienten zu ermitteln, die tatsächlich ein größeres Atheroskleroserisiko haben, denn bei ihnen weist die Innenseite der Halsschlagader eine ausgeprägte Rauheit aus.

Technisch handelt es sich um ein relativ einfach durchzuführendes Verfahren. Zahlreiche Arztpraxen arbeiten mit Ultraschallgeräten, die problemlos mit der neuen Software ausgerüstet werden können. Basierend auf dem neuen Verfahren könnten frühzeitig Präventionsmaßnahmen und Therapie eingesetzt werden. So erlangt das neue Ultraschallverfahren eine große Bedeutung bei einfachster Anwendung und geringen Kosten.

In Deutschland kommen jährlich zwei von tausend Kindern mit einem angeborenen therapiebedürftigen Hörschaden zur Welt. Allerdings werden solche Hörschäden oftmals erst entdeckt und behandelt, wenn die Kinder schon zweieinhalb bis drei Jahre alt sind. Dann ist es meist zu spät. Die Ausreifung der Hörbahnen ist bereits mit anderthalb Jahren abgeschlossen. Schäden, die danach behandelt werden, lassen in der Regel nur noch eine defizitäre Hör- und Sprachentwicklung zu. Dies wirkt sich hemmend auf die kognitive Entwicklung der Kinder aus.

Die Oberärztin Dr. med. Katrin Neumann vom Zentrum der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Klinikum der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt am Main hat ein Screening-Verfahren flächendeckend in Hessen vorangetrieben, mit dem Hörschäden bei Neugeborenen frühzeitig erkannt werden können. Mit einer Sonde wird dem Baby ein leises Geräusch ins Ohr übertragen. Auf diesen Reiz hin sendet das Gehör des Neugeborenen Antwortsignale, die über ein Mikrophon gemessen werden können. Ist das Hörvermögen geschädigt, kann schon in den ersten Lebenswochen mit einer Behandlung begonnen werden, welche die Nachreifung der Hörbahn in Gang setzt. Die Kinder werden in der Regel dann normal hören und sich entwickeln können. Die Jury prämiert diese Arbeit als dritten Preis mit 5.000 Mark.

Ein anderer dritter Preis geht an den Kinderarzt Dr. med. Andreas Schulze (42) von der Kinderklinik in Heidelberg. Sein Screening-Verfahren ist bereits etabliert, aber dennoch von der Jury als innovativ bewertet worden. Kurz nach der Geburt wird den Neugeborenen ein Tropfen Blut im Rahmen der generellen Vorsorgemaßnahmen aus der Ferse entnommen und in Neugeborenen-Screening-Zentren auf Stoffwechselkrankheiten untersucht. Konnten bislang maximal fünf Stoffwechsel- und endokrine Krankheiten erkannt werden, so lassen sich durch das neue Analyseverfahren von Schulze mehr als zwanzig verschiedene derartige Krankheiten diagnostizieren. Das Verfahren wurde bereits bei einer Vielzahl von Neugeborenen eingesetzt. Auch diese Arbeit bewertet die Jury mit 5.000 Mark.

Die Kaufmännische Krankenkasse – KKH wird sich auch in Zukunft für neuartige Entwicklungen einsetzen und den Innovationspreis regelmäßig vergeben. Als viertgrößte bundesweit tätige Krankenkasse betreut die KKH 2,1 Millionen Menschen, die bei ihr versichert sind.

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Annette Rogalla ots

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